Daß das Interesse an der Genealogie der ottonischen Nassauer der Grund für die Entsendung
des Malers Dors nach Hadamar war, läßt sich auch dem Brief entnehmen, den Graf Wilhelm
Ludwig von Saarbrücken seinem Bruder, dem Grafen Johann von Idstein, etwa zur selben
Zeit, nämlich am 27. Dezember 1629 schrieb30). Wilhelm Ludwig hatte erfahren, daß Graf
Johann seinen Maler nach Hadamar geschickt hatte, um die Genealogie abzureissen. Auch er
wünscht sich eine Genealogie der katzenelnbogischen Linien, um die beiden schon vorhande¬
nen Tafeln in Form eines Pfauen zu ergänzen. Die Maße sind genau angegeben: 128 x 125 cm
(umgerechnet, ohne Rahmen) 31). Die Größe der Wappen wird mit der Größe eines Reichs¬
talers angegeben.
Einige Monate später, am 1. Juli 1630 32), teilte Graf Johann seinem Bruder mit, der Maler Dors
habe die nassau-saarbriiekische Gettealogi nunmehr einmahl absolvirt. Er bat seinen Bruder,
ihn darüber zu verständigen, ob Dors für ihn ebenfalls eine solche anfertigen solle, Es han¬
delte sich hier, wie aus dem Folgenden hervorgeht, mit Sicherheit um die schon genannte
Stammtafel sämtlicher nassauischen Linien mit 923 Wappen, die im Schloß Idstein hing und
zu Lebzeiten von Hagelgans bereits so schadhaft war, daß dieser eine Kopie anfertigte33).
Von der Genealogietafel der katzenelnbogischen Linie ist hier nicht die Rede. Offenbar hatte
Dors den Auftrag schon ausgeführt und ein neues Werk, die gen. Idsteiner Tafel, begonnen, die
er dann auch für den Saarbrücker Grafen ausführte.
Am 12. April 163 1 34) schrieb Graf Johann von Idstein seinem Bruder Wilhelm Ludwig in
Saarbrücken, bis jetzt sei noch nichts wegen des Honorars des Malers vereinbart worden. Dors
fordere fünf Batzen für jedes Wappen. Da er sie aber so gahr köstlich und kunstreich nicht
gemahlet habe, werde er ihm nicht über drei Batzen für jedes Wappen geben.
Daß Dors, wie gesagt, die gleiche Stammtafel für den in Saarbrücken residierenden Grafen
Wilhelm Ludwig gemalt hatte, geht nicht nur aus diesem, sondern auch aus folgendem Schrei¬
ben hervor. Am 10. Mai 163 1 35) erinnerte er den Grafen Wilhelm Ludwig daran, daß er ihn
vor der Frankfurter Fastenmesse durch den Hofbarbier Meister Bernhard um Bezahlung der
nassauischen Genealogia gebeten habe. Da er sehr viel Zeit und hohe Kosten für ihre Fertig¬
stellung aufgewandt habe und vor allem wegen der noch unbezahlten Farben von seinen Gläu¬
bigern in Frankfurt und Mainz unentwegt gemahnt werde, auch wegen seines Geldmangels
nicht imstande sei, andere bevorstehende Arbeiten auszuführen, sondern sie zu seinem großen
Schaden sogar aufgeben müsse, bäte er dringend, dem Kammeradjunkten Matthias Cellerarius
in Kirchheim Anweisung zur Bezahlung zu geben. Dennoch erfolgte auf diese Vorstellung hin
die Zahlung nicht.
30) HHStA Wiesbaden Abt. 130 II A 18, fol. 9; Konzept.
31) Die Stammtafel ist mit dem Rahmen 5 Schuh, 3 Zoll hoch und 4 Sch., 9 Z. breit (bei 1 Sch. = 0,301 m
und 1 Z. = 0,025 m also 1,58 m hoch und 1,43 m breit), ohne Rahmen 4 Sch., 3 Z. hoch und 4 Sch.,
2 Z. breit (= 1,28 m hoch und 1,25 m breit).
32) HHStA Wiesbaden Abt. 130 II A 18, fol. 11; Postskript zu einem nicht mehr erhaltenen Schreiben.
33) Renkhoff S. 62. — Die neue Tafel war 1751 vollendet, über diese „Kopie“ vgl. weiter unten.
34) HHStA Wiesbaden Abt. 130 II A 18, fol. 17—20.
35) HHStA Wiesbaden Abt. 130 II A 18, fol. 13—16.
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