teresse mit der glücklichen Zusammenfassung aller walramischen Lande in einer Hand seit der
Teilung von 1255: Graf Ludwig II., gen. Felix, erwarb nach dem Tode seines Vaters Albrecht
(1593) zunächst im Erbgang die Herrschaft Ottweiler, 1597 nach dem Tode seines Bruders Wil¬
helm Weilburg und Kirchheim, dann beim Tode seines Onkels Philipp 1602 auch Saarbrücken
und 1605 Wiesbaden-Idstein. Mehrfach wird in den Genealogiebüchern Andreaes eine Genea-
logia auß den Anichen .. . im großen Saal zu Saarprücken . . . erwähnt. Es handelte sich da¬
bei um Ahnentafeln Ludwigs und seiner Gemahlin Anna Maria von Hessen 12). Die Angaben
für die Ahnen der Großmutter Ludwigs, Anna von Mansfeld, waren . . . von Hern Grave
Ernsten zu Manßfeld colligirt und überschickt [worden] anno 1608 13), was gleichzeitig auf
die Entstehungszeit hin weist. Graf Ludwig bewies sein genealogisches Interesse auch durch
die auffallende Häufung von Wappenprogrammen an St. Arnualer Grabdenkmälern seiner
Zeit14 16).
Graf Wilhelm Ludwig (1627—1640) erwähnt 1629 eine genealogische Tafel seines Hauses in
Form eines Pfauen, die er schon besitze. Auch bei Andreae wird sie erwähnt und bemerkt,
verschiedene Wappen seien falsch ,5). Vielleicht handelte es sich dabei um die genannte Tafel
des Grafen Ludwig. Andreae berichtet auch von nassauischen Ahnichen in Kalk geschnitten
im großen Saal des Saarbrücker Schlosses ,0).
Graf Ludwig übertrug 1596 dem Registrator Johann Andreae die Ordnung des Archivs. An¬
dreae sammelte und registrierte in den folgenden vierzig Jahren alle verfügbaren Akten, Do¬
kumente, Urkunden und Verträge 17). Die wichtigsten stellte er in Kopialbüchern zusammen.
den verschiedenen Dingen, die sein Bruder Wilhelm von Oranien versetzt und er an sich gebracht hat¬
te und nun verkaufen wolle, auch die „schöne Tapezerey“, „den Stamb Nassau“, zu behalten. Albrecht
setzte sich wegen der oranischen Geldsorgen auch mit seinem Bruder, dem Grafen Philipp III. von
Nassau-Saarbrücken in Verbindung, der vielleicht die Teppiche erwarb. Es muß vorläufig also offen¬
bleiben, ob die berühmten, heute verschollenen Gobelins (jeder 5,56 x 4,17 m) tatsächlich einmal in
Saarbrücken waren. Heinrich von Nassau-Breda hatte sie vor 1531 nach z. T. noch erhaltenen Kar¬
tons des bekannten Hofmalers Barend van Orley in Brüssel (nicht Arras) von Willem der Moyen her-
stellen lassen (die Konzeption wohl aus dem Kreis um Knüttel). Genealog. Hinweise holte sich Hein¬
rich 1531 bei seinem Bruder, Wilhelm dem Reichen, dem er die Teppiche dann schenkte (vgl. die Be¬
schreibungen von Textor S. 80 und 96—99). Sie zeigten die Reiterbildnisse der Angehörigen des otto-
nischen Astes, angefangen mit Otto I. bis Johann V., daneben auch König Adolf von Nassau aus der
walramischen Linie. — Vgl. Helmut Cellerarius, Die genealogischen Bildteppiche von Breda-Dillen-
burg, in: Nass. Annalen 72, 1961 S. 58 ff. (spricht nur von einer zeitweiligen Verwahrung durch den
Grafen Albrecht!); ders., in: Nass. Annalen 84, 1973, S. 328 ff. (Rezension der Veröffentlichung von
Heldring-Fock, die nicht eingesehen wurde); Emil Becker, Die Brabanter „Tapisserien“ auf dem Dil-
lenburger Schlosse, in: Siegerland 34, 1957, S. 29 ff. (Anm. des Bearbeiters).
12) Andreae 1002/1, Rückseite der Ahnentafel Anna Marias von Hessen, Blatt zwischen S. 218 und 219,
vgl. auch 1002/2, Beilage fol. 16r, ferner Abt. 130 11 A 17.
13) Andreae 1002/1, S. 215 (Ahnenbaum Graf Ludwigs; derjenige Anna Marias S. 217).
14) Hauck, Grabdenkmäler, S. 296 ff.; vgl. auch Anm. 112 a der Edition.
15) Andreae 1002/2, Beilage fol. 17r.
16) Zimmermann, Saarbrücken S. 114.
17) Uber Johannes Andreae vgl. Hagelgans S. 1; Kremer, Originum I, S. (18); Köllner, Geschichte des
vormaligen Nassau-Saarbrück’schen Landes, 1. Teil, S. 2: „Wir verdanken dem Fleiß dieses Mannes ( =
Andreae) beinahe alles, was wir aus den Jahren 1380 bis 1638 von der Genealogie und Geschichte
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