Schrift hier unzial statt Minuskel; sie ist auch anders angeordnet. Beide Inschriften scheinen
auf dem Rand des Tumbendeckels gestanden zu haben: Die für Gerlach außen und die für Ag¬
nes innen und weiterlaufend am Fußende. Hingegen vermittelt Dors den Eindruck, als hätte
die Inschrift für die Gräfin seitlich auf dem Vertikalrand gestanden. So hat auch St. George die
Inschrift wiedergegeben.
Im Epitaphienbuch blickt das gräfliche Paar nach links, was auf eine religiöse Szene an oder
auf der Rückwand der Nische schließen läßt; außerdem ist der Pfosten an der Innenseite des
Denkmals von der Figur der Gräfin verdeckt, während er auf der Abbildung bei Andreae
komplett und mit vorgeblendeten Wimpergen, die bei Dors fehlen, sichtbar ist. Dors hat da¬
gegen die Kielbogen der überkrönenden Arkaden mit Kriechblumen besetzt. Abgesehen von
vielen anderen unterschiedlichen Details, stellt die Andreae’sche Zeichnung eine Übersetzung
ins mehr Derbe dar.
In den Zwickeln des Maßwerks die Wappen des gräflichen Paares.
Leer. Fol. 22r
13 G Abb.26
Eberbach/Rheingau, ehern. Zisterzienserabteikirche 44)
Hochgrab Erzbischof Gerlachs von Nassau (f 12. 2. 1371) 45)
31 x 40 cm. — Tuschfederzeichnung, mit zweierlei Tönen grauer Wasserfarbe schattiert; unregelmäßig be¬
schnittenes Blatt; seitlich und unten gefaltet; mehrfach hinterklebt; Feuchtigkeitsspuren; besonders an den
Brüchen beschädigt. — St. George S. 39. — Hagelgans S. 22, XL1X. — Kremer II, S. 459. X. — Hahn,
Titelabb.
An(no). D(om)i(n)i. mccclxxia>. pridie. ydus. febr(uarii). o(biit). reuerendus. in.
(Christo). p(ate)r. dominisb). Gerlac(us). de. nass(au). quondam. archiep(iscop)us.
mogu(n)tin(us). cuius. [anima requiescat in pace].
Dieses Begräbnus stehet in der Kirchen in dem Closter Erbach 46) in dem hohen Cohr uf der
rechten Seiten des Altars; ist gewesen Gerlach c), ein Sohn Graf Gerlachs von Nassau-Itzstein
und Weyiburg, welcher war ein Sohn des römisch(en) Königs Adolfs.
a) Nicht als Ordinalzahl.
b) Richtig dominus.
c) Name von späterer Hand in schwarzer Tinte ergänzt.
44) Vgl. Dehio, Hessen S. 160.
45) Geboren um 1322 als Sohn von Gerlach I. von Nassau-Weilburg-Idstein und seiner ersten Gemahlin
Agnes von Hessen; 1346 Erzbischof von Mainz. Im Kloster Eberbach wurde er auf ausdrücklichen
eigenen Wunsch bestattet (vgl. Bär, Eberbach Bd I, S. 58. — Hahn, in: Nass. Ann. 65, 1954, S. 237 ff.,
mit Abb. aus Dors; Herchenröder S. 79 f., mit Abb. 632). Todestag nach dem Klarenthaler Nekrolog
der 14. Februar (vgl. Otto, Necrologium Nr. 72 ).
46) In den nassauischen Quellen steht für „Eberbach“ meist „Erbach“.
107