Landes nicht. Ende 1351 scheint die Pest erloschen zu sein. Jedoch weitere
Pestumzüge um 1356, um 1365, um 1370 und um 1380 folgten218. Erst
spät verschwand diese Seuche wieder. In einigen Dörfern des Elsasses
ist noch die Sage lebendig, daß durch die Pest einige Siedlungen bis auf
ein Mädchen oder bis auf zwei Menschen, die sich in benachbarte Orte
retteten, vernichtet wurden219. Nach der Volksüberlieferung soll auch das
Dorf Heimlingen bei Losheim an der Pest zugrunde gegangen sein. Die
erhöhte Sterblichkeit wurde durch die sinkende Geburtenzahl noch ver¬
schlimmert220.
5. Landflucht, Anziehungskraft der Städte, Grangienbildung und Bauernlegen
Ein wichtiger Gesichtspunkt ist der Abzug der Bevölkerung vom Land.
Hier könnte die Ostbewegung eine bedeutende Rolle gespielt haben. Sie
versprach den Siedlern größere Vorteile in Hinsicht auf Rechtsstatus und
Bodenqualität (bs. für die Bewohner der hiesigen Waldgebiete). Jedoch
fehlen hierfür jegliche Zeugnisse. Die aufsaugende Kraft der spätmittel¬
alterlichen Stadt kann bei uns nur in den Fällen der Städte Saarbrücken,
St. Johann, St. Wendel, vielleicht noch bei Blieskastel und einigen wenigen
zentralen Orten wirksam geworden sein221. Die Wüstungen Breitenbach,
Habschied und Tiefenthal mit einigen selbständigen Höfen wurden von
Saarbrücken, die Dörfer Alsweiler, Eschberg, Steinbach von St. Johann bzw.
Malstatt-Burbach, Kelsweiler von St. Wendel angezogen. Ähnliche Entwick¬
lungen dürften bei zentralen Orten wie Ottweiler, Merzig und Lebach zu
beobachten sein. Ein Teil der Bewohner zog in den Schutz der Stadtmauern
oder aber verlegte die Siedlungen in die Nähe einer Burg oder eines befe¬
stigten Platzes. Tilemann Stella berichtet 1564: In dem 26. Hauptgrund ist
Volkerskirchen gelegen, welchs etwan vor Zeiten ein Dorf gewesen, nun
aber abgangen ist, dieweil seine Inwohner alle unter Kirckel (die Burg) in
den Thal gezogen sind222.
Bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Lebensform in einer größeren
Gemeinschaft fanden sich in den Augen der Bauern vor allem in der Stadt.
Ein gewisser Luxus durch die Spezialisierung der Beschäftigung mag ver¬
lockend gewesen sein. Ein verwandter Gesichtspunkt ist die neue Lebens¬
form, die Huppertz mit dem Gedanken des „Dichtbeieinanderwohnens" aus¬
drückt223. Unsicherheiten aller Art mögen zu Zusammenlegungen kleinerer
218 W. Abel, Wüstungen Mittelalter, S. 75 ff.
219 A. Straub, Die abgegangenen Ortschaften des Elsaß, Straßburg 1887, S. 43
und 53.
220 W. Abel, Agrarkrisen und Agrarkonjunktur, Hamburg und Berlin 1966,
S. 93 ff.
221 E. Ennen, Die Organisation der Selbstverwaltung in den Saarstädten vom
ausgehenden Mittelalter bis zur französischen Revolution, Bonn 1933.
222 Tilem. Stella, fol. 235 f.
223 B. Huppertz, Zur Wüstungsforschung im Rheinland, in: Rhein. Vjbll., Jg. 7,
1937, S. 373 ff.
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