Full text: Die Wüstungen des Saarlandes

den Gemeinden, aber auch der Landesherren und Lehensträgern unterein¬ 
ander, tauchen in den Akten immer wieder Namen verschwundener Sied¬ 
lungen auf126. Ein weites und ergiebiges Feld für die Wüstungsforschung 
stellen die Weistümer oder Jahrgedinge dar127. Dabei sind die Protokolle 
der Grenzbegänge ebenso wie die vielen Bannbeschreibungen und Berichte 
über die Hochgerichtsgrenzen zu berücksichtigen. Sie liefern meist nähere 
Angaben über Lage, Ausdehnung und Rechte der früheren Ortschaften und 
ihrer Gemarkungen128. Grenzstreitigkeiten, die in den Quellen vielfach als 
Grenzirrungen bezeichnet werden. Auseinandersetzungen um Weiderechte 
entstehen vielfach auf Grund der unsicheren Rechtslage nach dem Wüst¬ 
fallen der Siedlungen129. Aufzeichnungen über Geleitsrechte und -Straßen 
(z. B. Abriß über die Glaydstraß vom 6. Aug. 1579 Kopie von Heinrich Dorß) 
lassen Rückschlüsse auf siedlungshistorische Zusammenhänge zu130. 
Als Vorläufer des Katasters sind die sog. Renovaturen zu betrachten. Sie 
bieten eine Fülle von Namenmaterial131. Alte Zeichnungen und histo¬ 
rische Karten führen oft auf die Spuren einer Wüstung und ermöglichen, 
den genauen Standort festzulegen132. 
Das oben erwähnte Aktengut der Neuzeit enthält viele verschollene, aber 
auch heute noch bekannte Flurnamen, Sehr aufschlußreich sind in diesem 
Zusammenhang die Bannbücher und Gemeindeatlanten der Nassau-Saar- 
brückischen Landesaufnahme aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 
Diese Unterlagen finden sich im Staatsarchiv Koblenz, im Landesarchiv 
Saarbrücken und in den Archiven der kommunalen Gebietskörperschaften 
(z. B. Brebach und Püttlingen). Eine weitere wichtige Quelle stellt der preu¬ 
ßische und bayrische Urkataster aus den Jahren 1820—1850 dar133. Etwa 
6000 „Grund"-Flurnamen mit etwa 30 000 Varianten (grob geschätzt) wurden 
daraufhin untersucht, ob sich unter diesem Namengut Siedlungsnamen 
verbergen134. Die rund 350 Gemeinden des Saarlandes sind in Kataster¬ 
126 Vgl. z. B.: StA Koblenz Abt. IC Nr. 415. 
127 Für Kurtrier im saarländischen Bereich: StA Koblenz Abt. IC Nr. 88 a und 89 a, 
Nr. 4008. W. Krämer, Das Amt Blieskastel aus dem Bericht des kurtrieri- 
schen Amtmannes Hans Sulger vom Jahre 1553, Saarbrücken 1933. — Für 
Nassau-Saarbrücken, z. B.: StA Koblenz Abt. 22 Nr. 2441. Vgl. J. Grimm, 
Weistümer. 
128 Vgl. dazu u. a.: StA Koblenz Abt. 22 Nr. 2749, Abt. 38 Nr. 793 und Abt. IC 
Nr. 3963. 
129 StA Koblenz Abt. 22 Nr. 2871. 
130 StA Koblenz Abt. 22 Nr. 4644; Abt. 702 Nr. 9179 u. 9180. 
131 StA Koblenz Abt. 24 Nr. 938. — K. Rug/F. Kirchner, Auszüge aus 
Renovatur-Protokollen der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Saarbrücken 
1971 (Masch. Manuskr.). 
132 StA Koblenz Abt. 22 Nr. 2688; Abt. 702 Nr. 379; Abt. 702 Nr. 7301. — Bayer. 
HStA München Abt. II Kasten blau 384/9, Karte Nr. 5. 
133 B. Bösch, Die Auswertung der Flurnamen, in: Mitt. f. Namenkunde 1959/60, 
Nr. 7, S. 1—9. 
134 G. Wagner, Das Entstehen und die Fortführung des rheinisch-westphäli- 
schen Grundsteuer-Katasters, Düsseldorf 1860, Nachdruck Koblenz 1964. — 
J. A m a n n , Die bayerische Landesvermessung in ihrer geschichtlichen Ent¬ 
wicklung, München 1908 (bs. S. 267 ff.). 
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