Full text: Grundlegung der Ethik als Wissenschaft

dieses Wollen aller zu der Lebenseinheit gehörigen Bewußt¬ 
seinswesen ist die Lebenseinheit selbst und damit das Lebens- 
einheitlersein jedes menschlichen Bewußtseins gestellt. 
Stände es nun mit dem menschlichen Bewußtsein so, daß 
es als Bewußtsein schlechtweg auch Lebenseinheitler wäre, 
Lebenseinheitler sein gleichsam eine besondere Bestimmtheit 
menschlichen Bewußtseins bedeutete oder, wenn auch dies nicht 
zugestanden werden könnte, doch jedes Bewußtsein, sobald es 
einmal Lebenseinheitler geworden, d. h. eine Lebenseinheit erst 
einmal gewollt hätte, auch für alle Folgezeit ihr zugehören, 
also fortan dem Lebenseinheitgesetz entsprechend wollen müßte, 
so wäre dieses Gesetz in der Tat ein „Naturgesetz“ des wollenden 
Bewußtseins zu nennen. Wie das Naturgesetz seine Einzel¬ 
wesen nur in der einen Möglichkeit, sich ihm entsprechend zu 
verändern, findet, so bliebe auch das menschliche Bewußtsein, 
sobald es nur einmal die Lebenseinheit gewollt hat, in seinem 
Wollen für immer dem Lebenseinheitgesetz verhaftet, bliebe 
mit anderen Worten als wollendes Bewußtsein unentwegt 
dieser Lebenseinheitler. Jede Einheit von Bewußtseinswesen 
ist ja eben auf Wollen gestellt, die Herrschaft aber auf das 
Wollen des Gebieters, die Lebenseinheit auf das einige Wollen 
ihrer Bewußtseinswesen. 
Zu einer Lebenseinheit gehört nun jedes Bewußtsein, das 
dem Lebenseinheitgesetze entsprechend will oder kurzweg die 
Lebenseinheit will. „Lebenseinheitler sein“ und „Lebensein¬ 
heitwollen“ bedeutet ein und dasselbe, und wer in diesem Sinne 
zu einer Lebenseinheit gehört, muß ihrem Gesetze entsprechend 
wollen. Dies aber soll keineswegs etwa sagen, daß Lebensein- 
heitlersein notwendige Voraussetzung für die Möglichkeit, dem 
Lebenseinheitgesetze ertsprechend zu wollen, sei, dieses Wollen 
demnach notwendige Folge des Lebenseinheitlerseins sei, son¬ 
dern es bringt nur zum Ausdruck: dem Lebenseinheitgesetze 
im Wollen entsprechen und Lebenseinheitler sein ist ein und 
dasselbe. Wer zu einer Lebenseinheit gehört, muß die Lebens¬ 
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