heißt es „dem Gebot oder dem Gesetz entsprechend'4, diesen
„Lust oder Glückseligkeit bringend'4 — sondern ein Wesens¬
wort1 und bezeichnet menschliches Bewußtsein, das anderem
menschlichen Bewußtsein klares Selbstbewußtsein wirken will.
Insofern nun aber Wollen und Wirkenwollen dasselbe sagen,
ist im Wollen eben der Gedanke möglichen Wirkens mit
beschlossen, und so verstehen wir, daß sich, sobald die Ethik¬
frage „was ist sittlich?“ ihre Erledigung gefunden hat, als neue
Frage die einstellt, mit welchen Mitteln das sittliche Bewußt¬
sein seinen Zweck verwirkliche. Diese Frage muß sich aber
ohne weiteres einstellen, weil wir unvermitteltes Wirken
eines menschlichen Bewußtseins auf das andere überhaupt nicht
kennen. Soll demnach das sittliche Wollen eines menschlichen
Bewußtseins nicht ein totes Wirkenwollen sein, so muß das
sittliche Bewußtsein auch die Mittel kennen und zu verwenden
wissen, mit denen ihm möglich ist, den sittlichen Zweck, jene
Wesensverändenmg, zu verwirklichen. Wir nennen diese Mittel
zur Verwirklichung des sittlichen Zweckes die Handlungen des
sittlichen Bewußtseins oder kurzweg die sittlichen Hand¬
lungen.
So unmittelbar und sachgemäß sich uns indessen auch an
die Beantwortung der Ethikfrage „was ist sittlich?“ die Frage
nach den besonderen Handlungen als Mittel zum sittlichen Zweck
anschließt, so fällt ihre Beantwortung doch nicht in dieEthik
selbst. Der Gegenstand der Ethik als Wissenschaft ist einzig
und allein das sittliche Wollen. Mit dem Wirken des sitt¬
lichen Bewußtseins, mit all den Willenshandlungen, die der
Verwirklichung des sittlichen Zweckes zu dienen haben, hat
die Ethik selbst nichts zu tun. Die Ethik ist keine Anwei¬
sung zum sittlichen Leben, sondern sie ist die Wissen¬
schaft vom sittlichen Wollen und nichts weiter.
Wir nennen aber die Handlungen des sittlichen Bewußtseins,
insofern sie dem sittlichen Zwecke dienen, „sittlich gute“
1 Siehe Rehmke, „Logik*1, S. 526, »Logik*2, S. 293.
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