Full text: Die nationalsozialistische Herrschaftsübernahme an der Saar

basis auf Drängen Stresemanns42 schärfer abgegrenzt. Das Reichskabinett er¬ 
nannte am 11. 9.1929 im Einvernehmen mit Preußen den in der Wirtschaft tätigen 
Staatssekretär z.D. von Simson zum Delegationsführer43. Die Delegation wurde 
aus Vertretern von Reichs- und preußischen Ministerien und drei bayerischen 
Beamten zusammengesetzt und umfaßte 15 Mitglieder44. Die Beteiligung von 
Saarvertretern fand ihre organisatorische Gestalt in dem 1927 eingerichteten Saar¬ 
ausschuß, der in ein Gremium A und ein Gremium В unterteilt wurde45. Das 
Gremium A war als ständiges Verbindungsorgan zwischen der Delegation und 
der saarländischen Öffentlichkeit gedacht und umfaßte fünf Vertreter von Parteien, 
je einen Repräsentanten der christlichen und der freien Gewerkschaften und der 
Landwirtschaft sowie einen Vertreter von Industrie und Handel. Gremium В 
umfaßte Sachverständige aus dem Saargebiet, die jeweils beraten sollten. Das 
Auswärtige Amt wollte mit Gremium A in erster Linie eine direkte saarländische 
Beteiligung in Paris verhindern, war sich jedoch darüber klar, daß der ständige 
Kontakt zu den Saarvertretern notwendig war46. Eine ideale Lösung für die 
Verbindung zwischen Ministerialbürokratie und Saargebiet schien Gremium А 
trotzdem nicht zu sein. Sein Obmann, der Zentrumsvertreter Steegmann, verlangte 
im November die Einberufung einer Sitzung nur deshalb, weil er Gerüchten über 
die Zukunft des rückgegliederten Saargebiets zuviel Gewicht beigemessen hatte47. 
Dies zeigt die mangelhafte Verbindung mit Berlin. Auch der Wirtschafts- und 
der Gewerkschaftsausschuß für die besetzten Gebiete forderten bald, bei den Ver¬ 
handlungen und der Rückgliederungsplanung beteiligt zu werden. Sie bildeten 
einen Saargrenzausschuß, dessen Einwirkungsmöglichkeiten recht gering blieben, 
42 Erlaß vom 7.9.1929: BA R 431/246, Bl. 114. 
43 Ebda., Bl. lllff. 
44 Erlaß des AA v. 11.10.29: AA Büro RM betr. Saargeb., Bd. 3. Die Delegation bestand 
aus von Friedberg und Voigt (AA), den Ministerialräten Claußen und Reinshagen 
(RWiM), MR Weymann (RFM), Min.dir. Graf Adelsmann von Adelsmannsfelden 
(Reichsmin. f.d. bes. Gebiete), Reg.präs. Saassen von Trier (Leiter der preuß. Unter¬ 
händler), ORR Faust (Preuß.Innenmin.), MR Landfried (Preuß.Fin.min.), Berghptm. 
Weise (Preuß.Bergverw.), MR Neufeld (Preuß.Handelsmin.), Min.dir.Sperr (stellv. 
Bevollmächtigter Bayerns zum Reichsrat), ORR Gilch und RR Binder (bayerischer 
Saarvertrauensmann). 
45 Vgl. Zuschriften von saarländischen Parteien und Verbänden an das AA: AA ... betr. 
Rückgliederung, Bd. 2—4; Protokoll der Sitzung des Saarausschusses v. 23.9.29: ebda., 
Bd. 4. Vgl. auch Z e n n e r, Parteien, S. 227. Im genannten Protokoll werden als 
künftige Mitglieder des Gremiums A aufgeführt: Steegmann oder Levacher (Vertreter 
Kiefer oder Scheuer) für das Zentrum, Braun (Vertreter Hoffmann) für die SPD, 
Schmelzer (Vertreter Röchling) für die DSVP, Kohlbecher (Vertreter Sartorius) für 
die DNVP, Schmoll (Vertreter nicht ernannt) für die Wirtschaftspartei, Kuhnen (Ver¬ 
treter Pick) für die christlichen, Schwarz (Vertreter Dobisch) für die freien Gewerk¬ 
schaften, Strauss (Vertreter Wendel-Jakob) für die Landwirtschaft und Lütke für Han¬ 
del und Industrie des Saargebietes. 
48 Aufzeichnung des Staatssekretärs im AA v. 18.9.29: AA Büro StS betr. Saarfrage, Bd. 4; 
Drahterlaß des AA. v. 26.9.29 an die Botschaft in Paris: AA... betr. Rückgliederung, 
Bd. 3. 
47 Rdschr. des AA v. 8.11. und Verm. d. Reichskanzlei v. 10.11.29: BA R 431/246, 
Bl. 344f. 
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