der Reichszentrale im linksrheinischen Gebiet unternommen hatte, stellte diese
1920 ihre Tätigkeit im besetzten Gebiet, höchstwahrscheinlich auch im Saargebiet,
ein14.
Von den beteiligten Ländern baute zuerst Bayern einen gut arbeitenden Apparat
für Saarangelegenheiten auf. Da man vom Auswärtigen Amt auch einen baye¬
rischen Delegierten beim Reichskommissar für die Übergabe des Saargebiets vor¬
schlug, ernannte die bayerische Regierung dazu im Juli 1919 den Regierungsrat
Jolas auf Vorschlag des pfälzischen Regierungspräsidenten von Winterstein, der
selbst im August 1919 bayerischer Staatskommissar für die Pfalz wurde. Zu
gleicher Zeit wurden in einzelnen bayerischen Ministerien Pfalzreferenten ernannt.
Jolas, der sein Standquartier in Kaiserslautern aufschlug, begann von dort aus mit
Besuchsreisen ins damals unter französischer Militärverwaltung stehende Saarge¬
biet, da der Reichskommissar für die Übergabe des Saargebiets erst im November
ernannt wurde. Durch Jolas kam zuerst der Begriff „Saarpfalz“ für den bayeri¬
schen Saargebietsteil auf15. Im Oktober 1919 stellte er ein Programm auf, das die
wichtigsten Maßnahmen für eine spätere Abstimmung zugunsten Deutschlands
umriß: Erhaltung der deutschen Beamtenschaft, Erleichterung des Grenzverkehrs,
Pflege der deutschen Kultur und der Saarpresse, lebhafte politische und wirt¬
schaftliche Beziehungen, Stärkung aller von der Zentralverwaltung unabhängigen
Organisationen an der Saar sowie Einfluß der Kirchen. Demgegenüber sollte
Deutschland alle Maßnahmen unterlassen, die im Saargebiet Verstimmung her-
vorrufen konnten, so daß das Vertrauen der Saarländer in Teilnahme und Hilfe
von Deutschland gefördert werden konnte16. Die klare Konzeption Jolas’ wird
dadurch bestätigt, daß sich die deutschen Saarbehörden nach 1920 gerade auf die
von ihm genannten Punkte konzentrierten. Zugleich war Jolas 1920 Mitglied des
Ausschusses für die Festlegung der Saargrenze gegenüber dem Reich, mußte aber
davon zurücktreten, als die Pariser Botschafterkonferenz entschied, der bayerische
Übergabekommissar dürfe nicht zugleich im Grenzausschuß sitzen17. Bei der
Ernennung von Dr. Lorenz Wappes zum bayerischen Staatskommissar für die
Pfalz 1921 wurde Jolas als Saarpfalzkommissar vom Pfalzkommissariat unab¬
hängig. In den folgenden Jahren wurden Jolas’ direkte Kontakte zum Saargebiet
seltener, nach 1924 war sein Aufgabenbereich bedeutend vermindert18. Das lag
einerseits an den verbesserten deutsch-saarländischen Beziehungen, andererseits,
verglichen mit der preußischen Tätigkeit, an dem viel kleineren bayerischen Saar¬
gebietsteil. Den mündlichen Kontakt in Saarangelegenheiten mit Reichs- und
preußischen Ministerien besorgte in zunehmendem Maße der bayerische Bevoll¬
mächtigte zum Reichsrat, Ministerialrat Franz Sperr19. Zudem hatte Jolas in
direkten Verbindungen zum Saargebiet wichtige Mitarbeiter gewinnen können. Zu
ihnen zählte der spätere Präsident des Landesrates des Saargebietes, Peter Scheuer
14 Richter, Reichszentrale f. Heimatdienst, S. 40f. Es läßt sich danach keine Tätig¬
keit des Heimatdienstes im Saargebiet mehr nachweisen.
15 Für das Vorstehende s. Jolas-Erinnerungen, Bd. 2, S. lOlff., S. 122.
18 Ebda., S. 144f.
17 Jolas-Erinnerungen, Bd. 2, S. 148 und 159.
18 Ebda., S. 190, 195 und 202.
19 Ebda., S. 203.
33