rückgliederungswilligen Kräfte, folgen. Die Idee der Deutschen Front, die dem
Gedanken der überparteilichen Einigung unter Hintansetzung nationalsozialisti¬
schen Einflusses entsprang, enthält den Ansatzpunkt für eine systematische Glie¬
derung des Abschnittes, der den Zeitraum zwischen 1933 und 1935 schildert. Für
die NSDAP des Saargebietes war die Deutsche Front stets nur ein Instrument, um
die eigenen Ziele zu erreichen. Daher erklärt sich das Vorherrschen von Gleich¬
schaltungstendenzen im Jahre 1933. Erst 1934, als der direkte Versuch, das Saar¬
gebiet schon vor der Abstimmung zu einem nationalsozialistischen Ableger des
Reiches zu machen, als gescheitert angesehen werden mußte, kam die Idee der
vom Reich aus gesteuerten Deutschen Front voll zur Geltung. Die Methoden
nationalsozialistischer Politik konzentrierten sich nun auf massive Propaganda
durch Rundfunk, Presse und Verbände der Deutschen Front.
Die Propaganda, die noch wirksamer war als das Gleichschaltungsbemühen der
NSDAP-Saar 1933/34, prägte den Abstimmungskampf 1934 und trug besonders
zu der Ansicht von einer nationalen Entscheidung der Saarbevölkeung am 13. Ja¬
nuar 1935 bei. Die Organisation der Propaganda setzte, soweit sie im Saargebiet
selbst lag, direkte Gleichschaltung aller in den Kommunikationsmitteln Tätigen
voraus. Nur das äußere Bild der Einwirkung vom Reich aus hatte sich geändert.
Die Lage der Gegner des Nationalsozialismus wurde 1934 immer schlechter, doch
sprechen die neun Prozent der bei der Abstimmung für den Status quo, d.h. ge¬
gen das nationalsozialistische Deutschland abgegebenen Stimmen dafür, daß die
Gleichschaltung des Saargebietes vor der Rückgliederung nicht abgeschlossen
war.
Die vorliegende Darstellung stützt sich auf ein reiches Quellenmaterial. Der
schwierige Zugang zu den Akten im Deutschen Zentralarchiv der DDR war nicht
notwendig, da die Bestände von Reichsbehörden im Deutschen Zentralarchiv in
Potsdam für die Saarfrage nur zweitrangige Bedeutung haben. Die Bestände
preußischer Behörden im Zentralarchiv in Merseburg sind allgemein noch nicht
zugänglich4. Von größtem Wert für die deutsche Saarpolitik zwischen 1920 und
1935 sind die Bestände des Politischen Archivs des Auswärtigen Amtes in Bonn.
Ferner konnten Bestände von Reichs- und preußischen Ministerien im Bundes¬
archiv in Koblenz und im Geheimen Staatsarchiv der Stiftung Preußischer Kultur¬
besitz in Berlin-Dahlem eingesehen werden. Eine zweite Quellengruppe war ge¬
eignet, Vorgänge im Saargebiet selbst zu verfolgen. Zu ihr gehören Bestände im
Bistumsarchiv Trier, in den Stadtarchiven Saarbrücken und Völklingen, im Lan¬
desarchiv Saarbrücken und im Röchlingschen Familien- und Werksarchiv in Völk¬
lingen, weiter in den Staatsarchiven Koblenz und Speyer. Besonders die benutzten
Bestände der beiden letzteren Archive sind von Bedeutung, da es sich um Akten
der Saarvertrauensleute Preußens und Bayerns handelt.
Aus der dargestellten Quellenlage ergibt sich aber, daß das Bild der preußischen
Saarpolitik bis zur Machtergreifung 1933 nicht umfassend genug ist. Die bayeri¬
sche Saarpolitik spielt eine minder bedeutende Rolle als die Preußens. Es wurden
4 Schriftliche Auskünfte des Deutschen Zentralarchivs Potsdam und Merseburg.
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