Fall, das er im Dezember 1933 dem schwedischen Journalisten Victor Vinde ge¬
geben hatte und das am 30. Dezember 1933 in der schwedischen Zeitung „Nya
Dagligt Allahanda“ erschien. Danach sagte Spaniol den Untergang der Kirchen
binnen zehn Jahren voraus und bezeichnete Hitler als neuen Christus. Diese
Äußerungen hatten eine Wirkung bei den Saarkatholiken wie die Auflösung
der christlichen Gewerkschaften im Reich Ende Juni 19339. Auf der Dechanten¬
konferenz in Saarbrücken am 22. Januar 193410 wurde daher ein Brief an
Vinde beschlossen, worin um Bestätigung der Spaniolschen Äußerungen und um
die Erlaubnis zu deren Verwertung in der Presse gebeten wurde. Eine Diskus¬
sion über das zentrale Problem der Haltung zum nationalsozialistischen Deutsch¬
land brachte zwar eine Entscheidung der saarländischen Dechanten für die
Rückgliederung, doch beschlossen diese, „damit es nun nicht heißt, die Links¬
presse verteidige die katholische Sache besser als unsere katholische Presse“,
Spaniols Ausführungen zu veröffentlichen, jedoch die bischöfliche Behörde aus
der Angelegenheit herauszulassen11. Hoffmann brachte am 30. Januar, dem
Tag der Machtübernahme, einen scharf antinationalsozialistischen Leitartikel
mit der Überschrift „Das Christentum des Nationalsozialismus in realistischer
Beleuchtung“12, der seine Wirkung in Berlin nicht verfehlte. Nachdem Dechant
Schlich vergeblich vom Büro des Saarbevollmächtigten wiederholt nach Berlin
zitiert wurde, versuchte von Papens Referent von Bose die Angelegenheit des
Spaniol-Interviews und die Angriffe der NSDAP-Saar gegen die Katholiken
als vorübergehende Spannungen zu erklären, die Schlich durch ein Gespräch
mit Spaniol bereinigen könne13. Schlich ließ sich jedoch nicht in die Rolle des
Schuldigen drängen, so daß Spaniol, von Papen aufgefordert, ihn am 4. Fe¬
bruar aufsuchte und ihn durch einen Auftritt als gläubiger Katholik zu be¬
ruhigen suchte14. Ähnlich war der Grundton einer Erklärung Spaniols in der
Saarbrücker Landeszeitung am 7. Februar 1934, obwohl die Landeszeitung in
ihrer Entgegnung mit dem Hinweis auf ein Antwortschreiben Vindes die Äuße¬
rungen Spaniols im Interview bestätigte15.
der HJ, Hans Blau, sowie den Schriftleiter der HJ-Zeitschrift „Vorposten“, Theo
Schlemmer. Alle drei wurden dann angeblich ihrer Parteiämter enthoben. Vgl. Sehr,
der Landesführung NSDAP-Saar v. 15.1.34 an Dechant Schlich: AA... betr. Kirchl.
Fragen, Bd. 3. Ein Einladungsschreiben des Jungvolkes in Völklingen v. 13.1.34
(StadtA Völklingen, Sign. 1/110/14) warb mit der Parole: „Heraus aus den Bünden.
Die Zeit der konfessionellen Bünden (sic!) ist vorbei. Hinein in das .Deutsche Jung¬
volk“.“ Zu Schlich vgl. sein Sehr. v. 21.1.34 an die Reichsregierung: AA... betr.
Kirchl. Fragen, Bd. 3.
9 Siehe auch Bericht Watermanns v. 6.2.34 an Thees (Gestapo-Amt); StA Koblenz,
Abt. 403 Nr. 16859, S. 819.
10 Aufzeichnung Schlichs v. 23.1.34 über die Konferenz, Entwurf des Briefes an Vinde:
BistA Trier, Abt. 59 Nr. 51. Vgl. auch Z e n n e r , Parteien, S. 390 Anl. 15.
11 Bericht Schlichs v. 29.1.34 an das Generalvikariat Trier: BistumsA Trier, Abt. 59 Nr. 51.
12 S.L.Z. Nr. 29 v. 30.1.34.
13Zenner, Parteien, S. 294 und 390f. (Anlg. 16). Der bayerische Saarvertrauensmann
Binder berichtete am 30.1.34 dem Saarreferenten des bayerischen Ministerpräsidenten,
RR von Bezold (StA Speyer, Best. Bez.amt Kusel, Nr. 1416II): „Die Auswirkungen
(des Spaniol-Interviews) ... scheinen katastrophal zu sein ... oft glaubt man sich an
den Kopf langen zu müssen“. Vgl. auch den Hetzartikel des Saarbrücker Abend¬
blatts vom 31.1.34: „Die Saarbrücker Landeszeitung unter falscher Flagge.“
14 Aufzeichnung vom 5.2.34 über Besuch Spaniols am 4.2. (BistA Trier, Abt. 59 Nr. 61).
15 S.L.Z. Nr. 36 v. 7.2.34: „Meine Antwort“ und „Unsere Entgegnung“. In seinem Brief
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