Full text: Die Geschichte der Saarländischen Kreditbank Aktiengesellschaft (5)

Der Rückgang der Umsätze zeigt die abwartende Haltung der Bevölkerung in 
den Monaten August und September. Es kam eher zu Verkäufen an der Börse 
zur Beschaffung flüssiger Mittel oder Glattstellung spekulativer Positionen. Das 
Wechselgeschäft ging in diesen Monaten stark zurück. Betrug der Sollumsatz auf 
dem Wechselkonto im Monat Juli noch 3 960 290,10 Mark, so sank er im August 
auf 955 681,48 Mark und im September auf 417 860,37 Mark271. Diese Zahlen 
zeigen, daß das Wirtschaftsleben an der Saar wie im übrigen Deutschland durch 
den Ausbruch des Krieges zunächst stockte. Erst in den folgenden Monaten wurde 
die Geschäftstätigkeit wieder stärker aufgenommen. Auf der Passivseite der Bi¬ 
lanz272 verdoppelten sich die Kreditoren und Depositen von 1914 bis 1916. Nach 
1916 machte sich dann die hohe Geldflüssigkeit und die Vermehrung der Geld¬ 
menge stärker bemerkbar. Die Kreditoren stiegen im Jahre 1917 auf 21 Millionen 
Mark, im Jahre 1918 auf 35 Millionen Mark und im Jahre 1919 auf 83 Millionen 
Mark, wobei sich jedoch im Jahre 1919 bereits die ersten größeren Kursentwer¬ 
tungen der Mark zeigten. Bei der Aufteilung der Kreditoren nach ihrer Fällig¬ 
keit273 fällt auf, daß die kurzfristig fälligen Gelder überwogen und auch in 
stärkerem Maße Zunahmen als die langfristigen. Nur im Jahre 1917 erhöhten sich 
die Gelder mit einer Fälligkeit bis zu drei Monaten auf sechs Millionen Mark, da 
vorübergehend günstigere Zinsen gezahlt wurden. Das Akzeptgeschäft der Bank 
kam in den Kriegsjahren fast zum Erliegen, was sich durch die Abschneidung der 
überseeischen Einfuhr und die Zwangsliquidation der Londoner Filiale der Deut¬ 
schen Bank leicht erklären läßt. Im Jahre 1918 sanken sie auf 20 000 Mark und 
im Jahre 1919 wurden keine Wechsel mehr auf die Filiale gezogen. 
Diesen Passivposten standen auf der Aktivseite der Bilanz274 vor allem die Debi¬ 
toren, Wechselforderungen und Lombard- und Report-Vorschüsse gegenüber. 
Von den Debitoren machten diejenigen, die durch börsengängige Wertpapiere 
gedeckt waren, bis 1918 den höchsten Betrag aus. Sie waren zum größten Teil 
durch Kriegsanleihen des Reiches gedeckt. Auffallend ist auch der Rückgang der 
Debitoren, die durch andere Sicherheiten als Wertpapiere gedeckt waren, von 
2,6 Millionen Mark im Jahre 1914 auf 0,9 Millionen Mark im Jahre 1918. Diese 
Verschiebung innerhalb der Kundenforderungen resultierte aus der Verwendung 
der Kredite durch die Kundschaft der Bank, die für die geliehenen Gelder Kriegs¬ 
anleihen des Deutschen Reiches kaufte. Hierbei fällt auf, daß sich von der sechsten 
Kriegsanleihe an der Kleinzeichner in steigendem Maße beteiligte. Die sechste 
Kriegsanleihe wurde zum Kurse von 98 ausgegeben, wobei alte Kriegsanleihen 
und Schatzanweisungen in Zahlung gegeben werden konnten275. Die Zeichnungs¬ 
summe betrug 13,6 Milliarden Mark, der Erlös 12,8. Auch die siebte und achte 
Kriegsanleihe zeigten hohe Zeichnungsergebnisse. Erst die neunte Anleihe dieser 
Art konnte nicht in gleicher Weise untergebracht werden, da die verlängerte 
Zeichnungsfrist in die Revolution von 1918 fiel. 
271 ASKB-H-1914. 
272 Vgl. Anlage 8. 
273 Vgl. Anlage 11. 
274 Vgl. Anlage 8. 
275 F. Hesse, Die deutsche Wirtschaftslage, S. 96/97. 
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