angesammelt und wurden von den Unternehmen bei der Bank oder Sparkasse
eingelegt oder in Kriegsanleihen angelegt. Wegen der unsicheren Lage tätigte die
Kundschaft aber keine langfristigen Geschäfte266. Banken und Unternehmen wa¬
ren so zu Beginn des Weltkrieges liquiditätsmäßig sehr gekräftigt.
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges traten nun grundlegende Änderungen
im Geldsystem ein267. Elster charakterisiert diese währungstechnisch so bedeuten¬
den Verschiebungen wie folgt: „Die Parallelität von Waren- und Geldstrom und
die Goldwährung waren aufgehoben. Die Geldschöpfung konnte sich jedem Fi¬
nanzbedarf des Reiches anpassen268.“ Nachdem die erste Panik, die sich in einer
allgemeinen Kreditangst, dem Abheben von Guthaben und einem starken Rück¬
gang des Wechselverkehrs äußerte, vorüber war, setzte vor allem in der Schwer¬
industrie und und den kriegsnotwendigen Betrieben eine fieberhafte Geschäfts¬
tätigkeit ein, die auch eine Erhöhung der Betriebsergebnisse zur Folge hatte. Den
reichlichen Geldern am Kapitalmarkt standen die Kriegsanleihen gegenüber, die
besonders von der Industrie und den Banken gezeichnet wurden. Der hohe Bedarf
des Staates an Geldern vergrößerte von Jahr zu Jahr das Defizit in der Staatskasse
und blähte die Geldmenge auf. Diese erhöhte sich von August 1916 bis Oktober
1918 von 13,6 auf 38,4 Milliarden Mark269.
b) Die Geschäftsentwicklung der Filiale der Deutschen Bank
in Saarbrücken von 1914 bis 1919
Bis zur Ablehnung des Ultimatums durch Serbien war es in Saarbrücken verhält¬
nismäßig ruhig. Danach aber wurde die Bevölkerung unruhig, da es zur lothrin¬
gisch-französischen Grenze nicht weit war und eine Einbeziehung Saarbrückens
in die Kriegshandlungen befürchtet wurde. Zu massenhaften Geldabhebungen
kam es in den Monaten Juli und August jedoch nicht, wie die Umsätze auf dem
Depositenkonto zeigen270.
28« pr Hesse, Die deutsche Wirtschaftslage, S. 10.
207 Es handelt sich hier um die Gesetze vom 4. August 1914:
1. Gesetz betr. Reichskassenscheine und Banknoten,
2. Gesetz betr. Änderung des Münzgesetzes,
3. Gesetz betr. Änderung des Bankgesetzes,
4. Gesetz betr. Ergänzung der Reichsschuldenordnung,
5. Darlehnskassengesetz.
208 K. E 1 s t e r , Von der Mark zur Reichsmark, S. 58.
269 F. Hesse, Die deutsche Wirtschaftslage, S. 97.
270 Umsätze auf dem Depositenkonto von Juni bis Oktober 1914 in Mark
Umsatz Saldo
Monat Soll Haben Soll Haben
Juni 237 188,32 215 732,33
Juli 218 203,31 206 369,23
August 57 159,59 38 778,90
September 50 734,63 115 629,38
Oktober 109 100,52 146 526,21
Zwar kam es in den Monaten Juni
Zahlungen auf das Depositenkonto,
ringerte sich nur gering.
21 455,99
11 833,88
18 380,69
64 894,75
37 425,69
bis August zu höheren Abhebungen als Ein-
Der Bestand auf dem Depositenkonto ver-
Bestand 30. Juni 1914 M 1 361 571,86
Bestand 30. Äug. 1914 M 1 331 357,09
ASKB-H-1914.
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