Filiale dort unterhalten zu müssen. Obwohl sie ihre Selbständigkeit bewahrte, ge¬
riet sie bereits kurze Zeit danach in Abhängigkeit von der Deutschen Bank, da
diese einen Großteil der Bergbankaktien übernahm174.
2. Die Übernahme des Bankhauses Lazard, Brach & Co. in St. Johann im
Jahre 1905 durch die Bergisch Märkische Bank in Elberfeld
Das Bankhaus Lazard, Brach & Co. war um die Jahrhundertwende nicht mehr in
der Lage, den Ansprüchen und Bedürfnissen der Kundschaft nachzukommen175.
Ferner traten 1903 Schwierigkeiten mit der Süddeutschen Bank auf176. Diese war
bestrebt, ihre Kommanditeinlage aus dem Geschäft zu ziehen, was für das Bank¬
haus den Konkurs bedeutet hätte177. Hinzu kamen harte Auseinandersetzungen
mit Kunden, die dem Bankhaus Lazard, Brach & Co. vorwarfen, die Bedingungen
und Versprechungen nicht eingehalten und ihr Geschäft dadurch an den Rand des
Ruins gebracht zu haben178. Louis Lazard wußte Mitte 1904 keinen Rat mehr
und wandte sich an seinen Schwager Paul Schüler, der in Bochum ebenfalls ein
Privatbankgeschäft betrieb179. Er zog ebenfalls seine beiden Onkel Emil und
Eduard Weiss aus Frankfurt a. M. ins Vertrauen, die ihm rieten, das Bankgeschäft
an eine größere deutsche Aktienbank zu verkaufen. Paul Schüler empfahl die
Bergisch Märkische Bank in Elberfeld, zu der er gute Beziehungen unterhielt180.
Die Süddeutsche Bank war zu Beginn des Jahres 1904 in die Abhängigkeit der
Rheinischen Creditbank in Mannheim und der Deutschen Bank in Berlin gekom¬
men, deren Direktoren Dr. R. Brosien beziehungsweise L. R. Lücke im Aufsichts¬
rat der Süddeutschen Bank saßen. Da die Bergisch Märkische Bank bereits 1897
voll in den Machtbereich der Deutschen Bank gekommen war, mußte die Süd¬
deutsche Bank die Bedingungen der DB und der BMB erfüllen181. Die Bergisch
Märkische Bank in Elberfeld zeigte sich nicht abgeneigt, da sie darin eine günstige
Gelegenheit sah, in das Industriegebiet an der Saar vorzustoßen und unterbreitete
174 Eine Zusammenstellung der Gesamtumsätze, des Aktienkapitals, des verteilten
Gewinns und der Bilanzsummen für die Zeit von 1904—-1913 sind dem Statist. An¬
hang beigefügt. (Vgl. Anlage 6). Das Problem der Bankenkonzentration um die
Jahrhundertwende behandelt J. R i e s s e r , Die deutschen Großbanken und ihre
Konzentration, ferner A. Weber, Depositionsbanken und Spekulationsbanken,
S. 74 ff.
175 Vgl. Kapitel I S. 41 ff. dieser Arbeit.
176 ASKB-BMB-F-1, Bl. 10, Brief v. 24. Juli 1904 Hermann Schüler an Louis Lazard.
Bl. 20, Brief v. 14. Aug. 1904, Leopold Lazard an seinen Neffen Louis.
177 Die Süddeutsche Bank in Mannheim befand sich seit 1903 selbst in einer ungünstigen
Lage, was zur Folge hatte, daß sie 1909 von der Pfälzischen Bank in Mannheim
übernommen wurde. (DBA — Süddeutsche Bank).
178 ASKB-BMB-F-1, Bl. 23, Brief v. 16. 8. 1904, Dr. H. Ewh an Louis Lazard.
170 Es handelt sich hier um Paul Schüler, der Tilly Lazard geheiratet hatte und Inhaber
des Bankgeschäftes „Hermann Schüler“ in Bochum war (ASKB-BMB-F-1, Bl. 22).
Iso paui Schüler kannte den Kommerzienrat Karl Klönne, Vorstandsmitglied der Deut¬
schen Bank, Berlin, der sich für die Angelegenheit interessierte und in Elberfeld mit
Direktor von Roy von der „Bergbank“ reden wollte (ASKB-BMB-F-1, Bl. 10).
181 DBA Süddeutsche Bank, Geschäftsbericht 1904.
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