war im gleichen Jahr noch mit dem Bau begonnen worden, da bereits 1895 das
Bankhaus in das neue eigene Haus Viktoriastraße 25 umgezogen war117. Myrtil
Lazard wohnte selbst mit seiner Familie und seinen Kindern Louis, Paul, Anna
und1 Tilly in diesem Haus. Myrtil Lazard war mit Hermine Weiss, geboren am
8. Juni 1842 in Germersheim, verheiratet118 119. Ferner hatte der Bürodiener Ludwig
Sander mit seiner Familie eine Wohnung in diesem Hause inne. In den unteren
Räumen befand sich das Bankgeschäft.
Bereits seit dem 5. April 1877 bildete die Bank einen Lehrling namens Emil Adam
aus. Dieser beendete am 25. September 1879 seine Lehrzeit und verließ mit einem
guten Zeugnis die Firma110. 1888 zählte die Bank neben den Komplementären
noch drei Prokuristen, nämlich die Herren Nikolaus Becker, der 1890 bereits aus¬
schied, Karl Rauser und Gustav Oehlschläger. Diese waren berechtigt, die Firma
nach außen mittels zweier Unterschriften zu vertreten. 1892 wurde noch der Büro¬
diener Ludwig Sander eingestellt120. Karl Rauser hatte am 5. April 1886 Prokura
erhalten121.
Neben dem Gesamtumsatz stiegen auch die Umsätze auf dem Wechsel- und
Kassakonto stark an. Auf beiden Konten wurden die Umsätze verdoppelt, was
auf eine starke Ausweitung des Geschäftsbetriebs hinweist. Die Unterbrechung des
Anstiegs in der Tabelle des Gesamtumsatzes und des Kassenumsatzes ist auf eine
Stockung in der Industrie zurückzuführen, die 1891/92 eine Absatzkrisis erlebte
und daher ihre Preise vorübergehend senken mußte122. Der geringere Wechsel¬
umsatz 1891 kennzeichnet ebenfalls diese Lage. Bis 1888 sank der Wechselbestand
des Bankhauses, da der Geldstand 1887/88 überaus flüssig war und der Dis¬
kontsatz der Reichsbank auf einen ungewohnt niedrigen Satz fiel123. Der Diskont¬
satz betrug Anfang Januar 5%, wurde Mitte Januar bis Mai auf 4% gesenkt
und bis zum Jahresende auf 3 °/o festgesetzt. Erst am 17. September 1888 setzte die
Reichsbank den Diskontsatz auf 4 °/o und am 6. Dezember desselben Jahres auf
41/2,%> herauf. Nach 1888 pendelte der Wechselbestand zwischen 500 000 und
600 000 Mark, erhöhte sich 1893 auf 645 000 Mark und erreichte 1895 mit
851 000 Mark einen Höhepunkt124. Nach der leichten Flaute, die 1891 in der
Saarindustrie einsetzte, versuchten die Unternehmen 1895 ihre Produktion insbe¬
sondere mit Hilfe des billigeren Wechselkredites anzukurbeln, was auch gelang.
Nach 1895 sank der Wechselbestand wieder, da die Geldverhältnisse äußerst
liquide und die Firmen nicht auf Wechselkredite angewiesen waren. Wie der hohe
Umsatz des Giroverkehrs der Reichsbanknebenstelle zeigt, — 1886 betrug er
96 881 100 Mark und 1887 bereits 113 454 000 Mark, — wurde im hiesigen Bezirk
die Geldregulierung meistens mittels des Giroverkehrs vollzogen, wodurch die
117 Adressbuch St. Johann, Saarbrücken 1895, Grundbuchamt Saarbrücken. Das Haus
wurde am 4. März 1918 wieder verkauft. (Vertrag 12. Februar 1918).
118 Karteiunterlagen des Einwohnermeldeamtes Saarbrücken (Reste).
119 ASKB-Dok., Zeugnis des Herrn Emil Adam.
120 Adressbuch St. Johann, Saarbrücken 1888 und 1892.
121 ASKB-BMB-I-1, Bl. 5 (HR-Abschnitt vom 18. 7. 1919).
122 A. H a s s 1 a c h e r, Industriegebiet, S. 126, Jahresgeschichte der Handelskammer
pro 1891/92.
123 Jahresbericht der Handelskammer Saarbrücken pro 1887/88.
¡24 Yg]_ Anlage 2.
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