Johann Wechsel von 3000 Mark an und einer Verfallzeit von wenigstens
6 Wochen bis zu 2% unter den offiziellen Sätzen der Reichsbank diskontierte,
endlich auch in vielen Geschäftszweigen noch immer anhaltende Stockung der
Grund für den Rückgang der Bankgeschäfte seien. Der Umsatz auf einer Seite
des Hauptbuches verringerte sich ebenfalls in den Jahren 1881/82 und schwankte
bis 1886 zwischen 39 und 42 Millionen Mark. Auch der Kassen- und Kontokor¬
rentumsatz ging zurück, während der Effektenumsatz weiter anstieg. Die Effekten-
bestände erhöhten sich von 1880—1886 kontinuierlich87. Die starke Geldflüssig¬
keit verdeutlicht der hohe Kassenbestand von 1881 bis 1884. Somit verliefen die
Umsatzkurven (mit Ausnahme des Effektenumsatzes) dem Konjunkturverlauf ent¬
gegengesetzt, der in den Jahren 1880—1883 für Handel und Industrie einen Auf¬
schwung zeigte und erst nach 1883 wieder stagnierte. Die Banken im Saarrevier
schienen in diesen Jahren ungünstige Geschäfte zu tätigen, da die Handelskammer
in ihren Berichten von einer anhaltenden Stagnation in den Geschäftsverhältnissen
der Banken spricht88. Seit 1881 weist das Hauptbuch Report- und ab 1885 Lom¬
bardforderungen aus. Beide Kreditarten sind ihrem Wesen nach Lombard¬
kredite auf der Grundlage hinterlegter Effekten als Sicherung. Hinsichtlich ihrer
wirtschaftlichen Funktion unterscheiden sich beide jedoch insofern, als der Re¬
portkredit der Prolongation von Termingeschäften dient; der Lombardkredit
aber als ein Mittel zur kurzfristigen Befriedigung des Keditbedarfs der Wirt¬
schaft, insbesondere zur Finanzierung von Lagervorräten, verwendet wird.
Die unterschiedlichen Höhen der Report- beziehungsweise Lombardbeträge in
den Jahren 1882 bis 1886 lassen einerseits das spekulative Moment der Reports
erkennen, zum anderen aber auch die hohe Geldflüssigkeit jener Jahre89. Auf der
Passivseite erschien neben dem Kapital der Teilhaber (360 000 Mark) und der
Kommanditeinlage der Internationalen Bank (720 000 Mark), die sich in dieser
Zeitspanne nicht veränderten, noch der Bestand auf dem Trattenkonto. Die
Position „Tratte“ in der Bilanz des Bankhauses Lazard, Brach & Co. entspricht
den heutigen Akzepten. Bis 1886 hatten die Tratten kaum die Funktion einer
Refinanzierung für das Bankhaus, da die Einlagen das Aktiengeschäft sicherten.
Ab 1879 erschienen in der Bilanz des Bankhauses Lazard, Brach &c Co. die Posi¬
tionen Cautions-Akzepte, Cautions-Kreditoren und Cautions-Debitoren. Heute
werden diese Posten als „Verbindlichkeiten aus Bürgschaften, Wechsel- und
Scheckbürgschaften sowie aus Gewährleistungsverträgen“ unter dem Strich aus¬
gewiesen, da es Eventualverbindlichkeiten sind. Bekannter sind die Bezeichnungen
Avalkredit und Avalwechsel. Auch damals stundeten die Steuer- und Zollämter
Kaufleuten, auf Antrag gegen Hinterlegung einer Kaution die zu entrichtenden
Steuern. Die Eisenbahn stundete ebenfalls die Frachtkosten gegen Bankavale.
Dies waren oft beträchtliche Summen, die eine Firma während der Stundung
besser verwenden konnte. Für die Uberbrückungszeit nahm der Kaufmann
bei seiner Bank Avalkredite auf, deren mäßige Provision, die er für das
überlassene Aval an die Bank zu zahlen hatte, aufgewogen wurde durch die aus
87 Vergl. Anlage 2.
88 Jahresberichte der Handelskammer 1880—1883.
89 Vgl. Anlage 2.
30