b) Die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft am 1. Juli 1873
Die Gesellschafter des Bankhauses Lazard 6c Cie. mußten sich demnach zu
Beginn des Jahres 1873 bemühen, ihr Gesellschaftskapital zu erhöhen. Dies konn¬
ten sie auf verschiedene Art versuchen. Das einfachste wäre gewesen, ihre eigenen
Einlagen durch weitere zu vermehren. Dies war jedoch ein Jahr nach der Grün¬
dung kaum möglich. Einen weiteren Gesellschafter zu suchen, der ebenfalls
unbeschränkt und solidarisch haften würde, schien schwierig, da die Entwicklung
der Bank noch zu unübersichtlich war. Man entschloß sich daher, die OHG
in eine Kommanditgesellschaft umzuwandeln. Das Handelsregister gab die Um¬
wandlung in der Saarbrücker Zeitung Nr. 152 vom 3. Juli 1873 wie folgt
bekannt:
„Auf Grund Anmeldung vom heutigen Tage ist bei Nr. 177 des hiesigen Handels-
(Gesellschafts-) Registers — woselbst die bisherige offene Handels-Gesellschaft
unter der Firma „Lazard 6c Cie.“ mit dem Sitze in St. Johann eingetragen
steht — vermerkt worden, daß unterm heutigen Tage eine Commanditistin in
die gedachte Gesellschaft eingetreten ist. Saarbrücken, den 1. Juli 1873.“
Unter der Spalte „Industrie, Verkehr, Handel und Volkswirthschaft“ der Saar¬
brücker Zeitung vom selben Tage wird die Handelsregisterbekanntmachung er¬
läutert:
„Im Anschlüsse an die im Inseratentheil der heutigen Nummer enthaltene Be¬
kanntmachung, betreffend die Firma Lazard 6c Cie. in St. Johann theilen wir
im Interesse des Handelsstandes mit, daß die in dieses Bankhaus eingetretene
Kommanditistin die anonyme Gesellschaft ,Internationale Bank in Luxemburg'
ist53.“
Die Aktiengesellschaft „Internationale Bank in Luxemburg“, die zu dieser Zeit
ein weiträumiges Filialnetz errichtete und sich kommanditistisch an verschiedenen
Unternehmen beteiligte, stellte eine Einlage von 240 000 Taler zur Verfügung54.
Wie stark der Einfluß der Kommanditistin auf die Geschäftsführung des Bank¬
hauses war, läßt sich nicht mehr feststellen. Es ist jedoch anzunehmen, daß
die Internationale Bank sich ein Mitspracherecht bei gewissen Geschäften offen¬
hielt.
Vom 1. Juli 1873 ab wurden die Einlagen sämtlicher Teilhaber (Komplementäre
und Kommanditistin) vorweg mit 4%> verzinst. Der restliche Gewinn wurde
nach der Höhe der Einlagen verteilt55. Daraus ergab sich, daß die drei Komple¬
mentäre die eine Hälfte des Gewinns bekamen, während die andere Hälfte
der Internationalen Bank in Luxemburg zufloß. Somit erhielt zum Beispiel die
Kommanditistin für das zweite Halbjahr des Geschäftsjahres 1873 bei einem
53 Die Internationale Bank in Luxemburg, AG, Luxemburg, wurde Anfang 1856 als.
einzige Notenbank Luxemburgs gegründet. Ihre Statuten sind am 8. März 1856
genehmigt worden (ASKB-BMB-I-1).
54 Große Banken, die sich für einen Wirtschaftsraum interessierten, zunächst aber keine
Filiale dort errichten wollten, versuchten auf diese Art, einmal über das Industrie¬
gebiet informiert zu werden, zum anderen aber zu einem günstigen Zeitpunkt eine
eigene Filiale dort zu eröffnen, wie es die Internationale Bank 1898 in St. Johann tat..
55 H. Makower, Allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch, S. 143, Anm. 15.
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