Mark-Inflationszeit — wo eine Spekulation gegen die Landeswährung immer ge¬
winnbringend war — verleiten und gingen mehr Terminengagements ein, als sie
verkraften konnten. Das Bankgeschäft erlebte durch den stärkeren Zerfall der
Währung eine wesentliche Belebung der Umsätze vom Devisengeschäft ausgehend.
Ein zahlenmäßiger Nachweis der Tagesumsätze in Reichsmark ausgedrückt er¬
gibt, daß in den ersten neun Monaten des Jahres 1925 der durchschnittliche Ta¬
gesumsatz 2 877 000 RM betrug, in der ersten Hälfte des Jahres 1926 auf
3 441 500 RM anstieg und in der zweiten Hälfte dieses Jahres die Höhe von
6 336 000 RM erreichte, bei einer Rekordhöhe von 8 286 000 RM im Monat Juli
1926, dem Monat mit der stärksten Währungsschwankung360. In demselben Mo¬
nat stieg auch die Zahl der täglichen Buchungsposten auf den bisher höchsten
Stand von 1309 Posten gegen einen Durchschnitt im Berichtsjahr von 1165 Posten
und einem solchen von 1075 Posten in den ersten neun Monaten des Jahres
1925.
Eine wichtige organisatorische Veränderung in den Jahren 1925/26 soll noch
kurz behandelt werden, nämlich die Umstellung des Betriebes auf Maschinen.
Dieses neue Buchungssystem hatte viele Vorzüge. So konnte die im Laufe des
Tages zu erledigenden Überweisungen, Schecks usw. noch am gleichen Tage auf
die Kontokarten maschinell übertragen werden. Ferner war es möglich, maschi¬
nell eine Aufstellung sämtlicher Kontensalden in allen Währungen anzufertigen
und abzustimmen, wodurch die Richtigkeit der Übertragungen festgelegt und die
den Kundendispositionen des nächsten Tages zu Grunde zu legenden Kontosalden
gewonnen werden. Für die korrespondierenden Abteilungen wurde das System
der losen Memoriale eingeführt. Der Memorialbogen oder „Primanota“, die
wichtigste Unterlage des alten Bankbetriebes, verschwand endgültig und machte
dem losen Memorial Platz. Hierdurch war jede Maschine in der Lage, jede
Buchung, gleichgültig ob sie zum Beispiel eine Giro-, Wechsel-, Effekten- oder
Kontoübertragungsbuchung darstellte, durchzuführen. Ferner konnten nun die
Tagesbilanzen, die eine wesentliche Voraussetzung für die wichtigen Gelddisposi¬
tionen bilden, bereits am nächsten Morgen aufgestellt werden. Durch die Mark-
Inflationszeit hatte sich der Personalbestand der Banken allgemein stark erhöht.
Die Deutsche Bank Filiale Saarbrücken beschäftigte 1921, dem Jahr des fünfzig¬
jährigen Bestehens der Deutschen Bank, 98 Angestellte, zu denen noch etwa zehn
Oberbeamte und Direktoren hinzugezählt werden müssen. Die Unkosten waren
während der Inflationszeit zudem stark angestiegen. 1925 erkannte die Deutsche
Bank, daß sich durch die neuen Verhältnisse nur noch auf eine Art ein befrie¬
digender Gewinn erzielen ließ: durch Sparen im Betrieb. Der Filiale boten sich
hierzu drei Möglichkeiten:
1. Ein durchgreifender Beamtenabbau mit der gleichzeitigen Bemühung, die
Leistung des einzelnen zu heben,
2. die Rationalisierung des Betriebes infolge Einführung einfachster und
sparsamster Arbeitsmethoden,
3. eine strenge Überwachung aller Betriebsausgaben.
360 ASKB-Bericht der Personalabteilung pro 1926, S. 4.
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