Full text: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen

Dieser stark auf Bischof Wigfried von Verdun hin ausgerichtete Verwandtenkreis 
wird vergrößert durch eine Nachricht Thietmars von Merseburg, daß nämlich der 
Markgraf der sächsischen Nordmark, Liuthar, auf Geheiß Kaiser Ottos II. quan- 
dam matronam Godilam nomine, ex occidentali regione nobiliter natam, cum 
licentia Wirdunensis Wigfridi presulis consobrini eius sibi in coniugem despon- 
savit76, Da diese edle Dame bereits in ihrem 13. Lebensjahr ihrem Gemahl den 
ersten Sohn gebar und dies alles zu Zeiten Ottos II. und Wigfrieds von Verdun, 
also zwischen 974 und 984 geschah, kann Godila nur zwischen 961 und 971 ge¬ 
boren sein. Weil sie weiterhin ihren Erstgeborenen nach ihrem Vater Werner 
benannte — patris sui nomine appellans Wirinharium —, muß sie die Tochter 
eines Werner gewesen sein. Diesen Werner findet man nun auch neben dem Gra¬ 
fen Richar in der Verwaltung des 957/58 von Brun von Köln und Otto I. zer¬ 
schlagenen Reginar-Machtkomplexes77. Er übernahm mit seinem Bruder Reginold 
den Verwaltungsbereich Richars nach dessen Tode (Ende 972)78; beide wurden 
jedoch schon Ende 973 von den rebellischen Reginarsöhnen im Kampf erschlagen79. 
Werner und sein Bruder Reginold waren — wie man schon aus den Altersverhält¬ 
nissen Godilas sieht — Zeitgenossen der vier Brüder Richar, Richwin, Liuthard 
bach et Aspolam in Gerhardi fidem, quia propinquus erat, ut uxorem et filias eius 
parvulas nutriret, tradidit. — Aeg. Müller, Beiträge zur Gesch. des Herzogtums 
Jülich II (1868) S. 1 ff.: Das Schloß Heimbach und die Grafen und Herren von 
Hengebach, Vgl. auch Frh. G. Schenk zu Schweinsberg, a. a. O. S. 367 f., 
mit Vermutungen über Godizos Nachkommenschaft. In diesen Zusammenhang gehört 
auch die Gründerin des Stiftes Rees, eine Gräfin Irmingard, die man allerdings nicht 
mit Schenk zu SchweinsbergS. 357 f. (bzw. d e r s., Genealogische Stu¬ 
dien zur Reichsgeschichte II, in: Archiv f. Hess. Gesch. VI (1909) S. 488 ff.) mit 
Irmingard von Hammerstein identifizieren darf. Dazu vgl. die klärenden Ausfüh¬ 
rungen von F. W. Oediger, Die ältesten Urkunden des Stiftes Rees, in: Annalen 
des Hist. Vereins f. d. Niederrhein 148 (1949) S. 5 ff. 
76 Thietmar, Chron. IV, 39, ed. R. H o 11 z m a n n , S. 176. 
77 MG DD Otto I S. 430 nr. 316: in pago Haspengewe in comitatu W erenharii — 
in pago Liuhgouui in comitatu Richarii, vom 17. Jan. 966. Bereits eine Urkunde des 
Jahres 959 aus Stablo zeigt uns den Grafen Werner; vgl. J. H a 1 k i n et 
C. G. Roland, Recueil des chartes de 1‘abbaye de Stavelot-Malmedy I (1909) 
S. 169 ff, nr. 74. Zur Umdatierung dieser Urkunde von 953 auf 959 vgl. L. Van- 
derkindere, La formation territoriale II S. 18 ff.; die Bedenken von 
H. Sproemberg, Die lothringische Politik S. 63 f., überzeugen nicht. Vgl. dazu 
auch unten S. 146 Anm. 252. 
78 Gesta episcop. Camerae, lib. I c. 95, MG SS VII S. 439: Hoc (sc. Richario) defuncto 
Warnero et Reinoldo (terram Ragenarii) contulit. Zum Todesdatum Richars vgl. 
oben S. 94. 
79 Sigebert von Gembloux ad 973, MG SS VI S. 351: Raginarius et Lantbertus pau¬ 
latim resumptis viribus aFrancia redeunt et cum Guarnero et Rainaldo, qui comitatum 
patris eorum occupaverant, bello apud Perronam confligunt eosque cum multis peri¬ 
munt. Thietmar, Chron. VII, 46 S. 454; Ille (sc. Lantbertus) cum fratre suimet Rein- 
gerio Wirinharium et eius germanum Reinzonem pariter occidit. Annales Altahenses 
maiores ad 973, MG SS rer. Germ., ed. E. v. O e f e 1 e, S. 11: Occisus Werinzo, frater 
eius Reginzo de Lotharingea cum aliis multis a Reginherio et Lantperto. Weitere 
Quellen hierzu bei L. Vanderkindere, La formation territoriale II S. 73. 
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