eignis betrachten. Zumal uns außerdem das Nekrolog von S. Vanne in Verdun
zu den XV. kal. octobr. einen Richerus interfectus aufweist, qui dedit que habe-
mus in Gozmundi curte5g, scheint jener Graf am 17. 9. 972 erschlagen worden zu
sein. — Bei dem Gut, quod eatenus Richarius comes in beneficium noscitur ha~
buisse, handelt es sich nun um Eckfeld in der Eifel58 59. Führt uns dieses lediglich
als Lehen innegehabte Besitztum schon in die Bereiche nördlich und nordwestlich
der Mosel, also in Gebiete, in deren Nachbarschaft der Pfalzgraf Gottfried wäh¬
rend der Zeit König Heinrich I. und Ottos d. Gr. waltete60, so geleitet uns die
Bestimmung seines Amtsbereiches gar bis in den Lüttichgau; in pago Liuhgouui in
comitatu Richarii wird Tauschgut des Aachener Marienstiftes erwähnt61. In diesen
Bereichen ist er der Nachfolger des 964 in Italien an einer Seuche gestorbenen dux
Godefridus, also des Sohnes des Pfalzgrafen Gottfried, in der Verwaltung des
durch Brun von Köln zerschlagenen (niederlothringischen) Machtbereiches des mäch¬
tigen, für das Reich gefährlichen und des Hochverrates beschuldigten Reginar und
seiner Familie62. Richar erscheint zusammen mit Brun von Köln auch bereits 965
bei Otto d. Gr. als Petent für eine Stiftung zum Gedächtnis des im Jahre vorher
verstorbenen Herzogs Gottfried63. So beginnen sich Beziehungen dieses Mannes
zur Gottfried-Familie abzuzeichnen, — Beziehungen eines Mannes also, dessen
Brüder64 an einem Orte (Lockweiler) Besitz hatten, wo später auch der durch die
Vita Adelheids von Vilich als Nachkomme des Pfalzgrafen Gottfried bezeugte
58 H. Bloch, Die älteren Urkunden des Klosters S. Vanne zu Verdun II, in: Jahr¬
buch d. Ges. f. lothring. Gesch. XIV (1902) S. 146.
59 Vgl. Anm. 57.
60 Vgl. oben S. 56.
61 MG DD Otto I S. 430 nr. 316. — Zu ¿¿«¿goMwi/Lüttichgau vgl. L. Van de r-
k i n d e r e, La formation territoriale des principautés beiges au Moyen-Age II
(1902)2 S. 159 ff.
62 H. Sproemberg, Die lothringische Politik S. 58 und S. 67 f. — Die Gesta
episcop. Camerac., MG SS VII S. 439, übergehen versehentlich Gottfried, wenn sie
berichten: Bruno . . . terram suam (sc. R.eginarii) . . . Ricbario nobili viro . . .
contulit.
63 MG DD Otto I S.408 nr. 291 : domnus scilicet Bruno sacre sedis Coloniensis archi-
episcopus germanus noster simul et Richarius comes fidelis noster causas ad nos
detulerunt pro quadam terra . . . sita in loco qui Uillare dicitur ( = Villers-Ghis-
lain), quam videlicet terram olim Godefridus bone memoriae dux noster ad stipendia
fratrum (von S. Ghislain) . . . destinaverat.
64 Richar, Liuthard und Richwin sind nicht ausdrücklich als Brüder bezeugt. Sie waren
jedoch allesamt nepotes des Bischofs Wigfried von Verdun, und dazu treffen wir
sowohl Richar wie auch Richwin (Richezo) als auch den nachweislichen Bruder Liut-
hards und Richwins, den Trierer Chorbischof Wigfried, mit Besitzungen in der Eifel
an (Belege dazu auf den nächsten Seiten). Das spricht wohl dafür, Richar nicht nur
als Vetter neben die Brüder Liuthard, Richwin und Chorbischof Wigfried zu stellen,
was gewiß möglich ist, sondern als Bruder anzureihen. Man wird dadurch auch einer
Schwierigkeit enthoben, die sich im anderen Falle bei der Bestimmung der Eltern
und deren Zuordnung in größere Zusammenhänge (vgl. unten Falttafeln nach S. 138
und S. 146) ergibt.
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