St. Paul vor Verdun54. Er hatte ihn zuvor vom Grafen Liuthard empfangen; und
zwar hatte er dem Grafen dafür das praedium Balliolum (=Baslieux bei Longwy)
im Tauschwege überlassen, das Liuthards Bruder Rucuvin, was wohl Ricwin/Rich-
win heißen soll55, ihm zuvor gegeben hatte. Bischof Wigfried spricht dabei vom
Grafen Liuthard als seinem sobrinus, andererseits kennzeichnet er ihn wie auch
dessen Bruder Rucuvin/Richwin im gleichen Text aber auch als seine nepotes.
Eines dritten nepos gedenkt der Bischof, wenn er diese Schenkung von Lockweiler
ausführt pro remedio animae nostrae praedictorumque nepotum meorum speciali-
terque Ricberi comitis, cuius corpus clarissimum in ipsius ecclesiae (= St. Paul)
sinus terrae matri commisimus. Dieser Graf Richer, der bei einem Überfall des
Grafen Sigebert (= Siegfried von Luxemburg?) auf den Bischof Wigfried
von Verdun und seine Begleiter in Wandersalis (= Vandresel, com.
Sivry-sur-Meuse) erschlagen worden war, während der Bischof selbst in Ge¬
fangenschaft geriet, wird nämlich im Bericht über dieses Ereignis wiederum als
des Bischofs nepos bezeichnet: — nepos eins Richerus interficitur, et episcopus in
captionem ducitur56. Da gerade in einer Urkunde von 973 Richers Bestattung in
St. Paul vor Verdun hervorgehoben wird, darf man die gleichfalls 973 — und
zwar am 15. März jenes Jahres — erfolgende Neuverleihung von Besitztum, das
ein verstorbener Graf Richar (Richarius comes) zu Lehen hatte57, unbedenklich
hier anreihen und Richer/Richar einerseits für ein und dieselbe Person halten,
andererseits seinen Tod als ein damals noch nicht allzu lang zurückliegendes Er¬
54 Ortsidentifizierungen bei P. E. Hü bin ge r, Die weltlichen Beziehungen der
Kirche von Verdun zu den Rheinlanden S. 26 ff. Im einzelnen handelt es sich um
Lockweiler an der Prims (Kr. Merzig), Bosen (10 km nö. von Lockweiler), Hasborn
(etwa 5 km sö. von Lockweiler), Winnweiler in der Pfalz (5 km s. von Rocken¬
hausen), Silvingen bei Metz (Silvange-Marange, dep. Moselle), Alsenz oder Alsenz¬
brück (15 km s. von Kreuznach) und Igel an der Mosel (gegenüber der Saarmün¬
dung). Das von H ü b i n g e r auf Winnweiler in der Pfalz gedeutete Vienvilare
wird jetzt von F. P a u 1 y, Siedlung und Pfarrorganisation im alten Erzbistum Trier,
Das Landkapitel Wadrill, (1965) S. 100, mit einem früh abgegangenen Weilerort in
der Gemarkung Neunkirchen/Saar identifiziert.
55 Ein Richuvin comes Unterzeichnete am 18. Mai 963 in Trier eine Urkunde der Goz-
lin-Witwe Uda; C. Wampach, Urkunden- und Quellenbuch I S. 230 nr. 172.
56 Gesta episcop. Virdunensium c. 3, MG SS IV S. 46. — Zur Gleichsetzung des comes
Sigibertus mit Siegfried von Luxemburg vgl. C. Wampach, Urkunden- und
Quellenbuch I S. 268 nr. 193 und S. 272 f. nr. 195 (Einleitung), sowie — diesem
folgend — H. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus S. 7 Und S. 75 f. Beide
Autoren setzen allerdings diese Ereignisse in den Anfang der 80er Jahre des 10. Jahr¬
hunderts, da Gerbert von Reims in einem seiner Briefe (Lettres de Gerbert, ed.
J. Havet, (1889) S. 95 nr. 102) vom Jahre 987 den Erzbischof Adalbero von
Reims an das Schicksal Wigfrieds von Verdun erinnert. Daß Gerbert auf einen
„rezenten Vorfall“ anspielte, ist den knappen Quellensätzen aber nicht zu entnehmen.
Neuedition dieses Briefes von F. Weigle in MG Briefe der dt. Kaiserzeit II: Die
Briefsammlung Gerberts von Reims (1966) S. 132 nr. 102.
57 MG DD Otto I S. 581 nr. 428: concessimus predium cui nomen est Ekkiuelt, quod
eatenus Richarius comes in beneficium noscitur habuisse.
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