Wir dürfen indessen noch einmal zur engeren Familie des Bischofs Dado von
Verdun zurückkehren. Mit gewissem Reckt läßt sich wohl noch vermuten, daß
Bischof Dados Schwester Wilburch mit einem gewissen Humbert vermählt ge¬
wesen ist. Umfaßt doch ein Eintrag des Liber memorialis von Remiremont, auf
den schon einmal anmerkungsweise aufmerksam zu machen war28, folgende
nomina: Dadoni episcopi benefactorem loci huius, Berhardi episcopi atque Atto-
nisy Rodoldi, Rutrude, Uuilburdis, Lansendis, Humberti et omni grege predicti
episcopi Uirdunensium Dadoni cum omnibus consanguineis illius. Der Eintrag
enthält zunächst den Namen Dados, dann diejenigen seiner beiden Vorgänger
Berhard und Hatto (falls Attoni nicht als Koseform des Namens Adalbert auf¬
zufassen ist, den sein Bruder trug), schließlich die Namen seiner Eltern Radald
und Rotrud, darauf diejenigen von Dados beiden Schwestern Wilburch und Lant-
sind. Falls nun der letztgenannte Humbert überhaupt in einer engen Beziehung
zur vorgenannten Familie stand — was aber wohl kaum bezweifelbar ist —, so
könnte man ihn nur als Gemahl Wilburchs deuten.
Dieser Mann lebte gewißlich — wie ein Vergleich mit den Leuten seiner Genera¬
tion wie Graf Gerhard (+ 910), Graf Matfried (+ ca. 930), Bischof Richar
(+ 945) und Bischof Dado (+ 923) ergeben dürfte — in den ersten Jahrzehnten
des 10. Jahrhunderts. Auf die Verwandtschaft jenes Mannes indes scheint man
zu stoßen, wenn man einen um die Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert entstan¬
denen Eintrag im Liber memorialis von Remiremont beachtet. Dieser lautet (f. 23 r):
Dado episcopus, Haimo, Umbertus, Albricus, Girbertus, Godefridus, Rodo, Rote¬
stein, Albul, Lahjinus, Haimo; eventuell gehören ihm noch die Namen an: Emicho
episcopus, Uuidbertus, Oddo. Auffällig ist nun nicht nur, daß jeder Frauenname in
dieser Gruppierung fehlt, was einen genealogisch-familienmäßigen Hintergrund die¬
ses Eintrages etwas in Frage stellen kann, sondern auch, daß wir die Namen Dado,
Umbert, Albricus und Girbertus schon bei den Geschwistern und Neffen der
Schreiberin Lizuidis — was im 1. Kapitel dieses Buches zu behandeln war —
antrafen. Sollte das alles auf einem Zufall beruhen? Oder sollte nicht doch jener
Humbert, den wir soeben als Gemahl der Schwester Bischof Dados ansprechen zu
dürfen glaubten, ein Bruder Framberts oder Gozas, welche wir als die Großeltern
der Lizuidis ermittelten, gewesen sein? Eine Entscheidung soll hier nicht getroffen
werden; dazu sind die Hinweise zu gering29. Aber es scheint sich doch ein Ring
zu schließen, in dem unser exemplarisch an die Spitze gestelltes 1. Kapitel auch
inhaltlich einbezogen ist.
Rampo, Fulco, Cocelmo, Sarilo, Adelacdis, Ermenturdis, Leutardus, Odilindis; Liber
memorialis f. 56 r; vgl. dort auch 56 v und 57 r.
28 Vgl. oben S. 72 Anm. 8.
29 Ein Sohn dieses Humbert könnte dann jener stark auf Verdun hin ausgerichtete
Klosterreformer Humbert gewesen sein, auf den oben S. 27 beiläufig hingewiesen
worden ist.
78