dazu, daß in einem freilich als Blankett aus der kaiserlichen Kanzlei Konrads II.
ausgegangenen und hinsichtlich des Contextes von einem Parteischreiber gefüllten
Diplom Konrads II. (Original) der Karolinger Arnulf von Kärnten als Konrads
progenitor bezeichnet wird70. Wenn auch der daraus sich ergebende Schluß, Kon-
rad II. sei ein Nachkomme Arnulfs von Kärnten gewesen, gewißlich falsch und
durch nichts zu erhärten ist, — der Schreiber scheint immerhin in der Grundvor¬
stellung gelebt zu haben, daß Konrad in einem Blutszusammenhang mit den
Karolingern stand. Und diese Vorstellung scheint nicht als abwegig oder unbe¬
gründet empfunden worden zu sein.
Wie läßt sich nun dieser für Konrad II. und seine Mutter Adelheid aufgezeigte
Blutszusammenhang mit den Karolingern in unserer Frage auswerten? Läßt sich
dieser Zusammenhang über Gottfried oder über Ermentrud erweisen? Über die
Matfriedinger, denen wir Gottfried wegen seines Namens soeben schon vorsichtig
zuordneten71, kommt man hierbei nicht zum Ziel. Eine Karolingerverwandtschaft
der in der Mitte und in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts lebenden Grafen
namens Matfried ist nirgends bezeugt oder angedeutet. Eine Verbindung zu den
Karolingern ergäbe sich hingegen, wenn man Ermentrud aus der Ehe Wigerichs
mit Kunigunde, der Enkelin Ludwigs des Stammlers, hervorgehen läßt; doch
dagegen mußten wir schon schwerwiegende Bedenken Vorbringen. Stammte Ermen¬
trud vielleicht in anderer Weise von den Karolingern ab? Man weiß aus Witgers
um 955 verfaßter „Genealogia comitum Flandriae“, daß Karls des Einfältigen
älteste Tochter aus seiner 907 mit Frederuna geschlossenen Ehe gerade Ermentrud
hieß und daß diese etwa 908 oder 909 geboren sein muß72. Über ihr sonstiges
Leben wird nichts überliefert. Erkennt man diese Ermentrud in des Pfalzgrafen
Gottfried Gemahlin, so ergibt sich nicht nur für die Nachkommen die geforderte
karolingische Abkunft, es erklärt sich auch der Name Adelheid bei der Enkelin
Ermentruds und Gottfrieds, nämlich der Äbtissin von Vilich, denn so hieß ja
dann auch eine Schwester Ermentruds, die in Witgers Genealogia gleichfalls be¬
zeugt ist73. Und findet man im Zusammenhang mit Ermentruds Nachkommen¬
schaft wiederholt den Namen Conegunt bezeugt74, so versteht man das dann
leicht; Kunigunde hieß ja Ermentruds Cousine, die Tochter von König Karls d.
70 MG DD Konrad II. S. 169 f. nr. 124: Detulit preterea secum Arnolfi divi pro¬
genitoris nostri imperiale decretum . . .
71 Vgl. S. 64 mit Anm. 64.
72 MG SS IX S. 303: Karolus rex genuit ex Frederuna regina Hyrmintrudim, Frede-
runam, Adelheidim, Gislam, Rotrudim et Hildegardim; ex concubina vero Arnulfum,
Drogonem, Roriconem et Alpaidim. Denique vero defuncta Frederuna regina, sibi
sotiavit alteram in coniugium reginam nomine Otgivam, ex qua genuit filium ele¬
ganti forma Hludovicum nomine. — Dazu E. Brandenburg, Die Nachkommen
Karls d. Gr., Tafel 1.
73 Der Name Adelheid kehrt dann — wie sich zum Schluß zeigen wird (siehe Karte
nach S. 146) — bei einer Urenkelin Ermentruds, bei der Mutter Konrads II., wieder.
74 Vgl. unten S. 72.
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