Thietmar von Merseburg schreibt in seinem Chronicon, daß am 16. März 1018
eine große Synode in Nijmwegen stattfand. Vom Verhandlungsgegenstand heißt
es u. a.: nepos meus Oddo et uxor eins Irmirgerd, consanguinitate proxima iniuste
diu coniuncti, ob inobedienciam continuae vocacionis excommunicati sunt; coope-
ratores vero eorum ab episcopis vocantur suis ad satisfaccionem2. Die Lösung der
Frage, in welcher Weise Otto und Irmingard miteinander verwandt waren, führt
uns in die lothringische Adelsgesellschaft des 10. Jahrhunderts zurück, die im
Mittelpunkt dieser Arbeit stehen soll.
Einen ersten Hinweis gibt Thietmar selbst, indem er Otto als seinen nepos be¬
zeichnet. Aus seinen weiteren Angaben läßt sich jedoch erkennen, daß die Be¬
zeichnung nepos in einem sehr weiten Sinne aufzufassen ist und wohl nur zur
Kennzeichnung eines ihm gegenüber etwas jüngeren oder auch gleichaltrigen Bluts¬
verwandten dienen sollte. Mit Hilfe der in dem ganzen Chronicon verstreuten
Angaben über seine Herkunft und seine Verwandten hat schon F. Kurze Thiet-
mars Verwandtschaft zu Otto von Hammerstein verifiziert und die folgenden
Zusammenhänge festgestellt3:
Udo I.
Graf in Rheinfranken
1
Konrad
i
Gebhard
1
Udo II.
1
Heribert
Hzg. v. Schwaben
Hermann II.
1
Gerberga
Gebhard
n
Otto
Hzg. v. Schwaben
GD Heinrich
+ 1016
v. Hammerstein
v. Schweinfurt
Gisela
GD K. Konrad II.
K. Heinrich III.
Judith GD Heinrich
Graf v.
Stade
Kunigunde
GD Graf Siegfried
| v. Walbeck
Thietmar
Dieses Stemma dürfen wir unseren weiteren Ausführungen zugrunde legen4.
2 Thietmar, Chron. VIII, 7, ed. R. Holtzmann, SS rer. Germ. NS (1935) S. 500.
Knappe Angaben auch in den Annales Quedlinburgenses, MG SS III S. 85, und in
der Vita Godehardi, MG SS XI S. 190.
3 In der Praefatio seiner Edition der Chronik Thietmars in SS rer. Germ. (1889)
S. VIII. Vgl. jetzt auch S. X in der Edition von R. Holtzmann (wie Anm. 2).
4 Im folgenden gebe ich die wichtigsten Belegstellen für dieses Stemma: Thietmars
Eltern Graf Siegfried lib. IV c. 16/17 (S. 150/52) und Kunigunde lib. IV c. 17
(S. 150/52) und lib. IV c. 38 (S. 176), Thietmars Großeltern Judith lib. II c. 42
(S. 90) und Heinrich lib. II c. 28 (S. 74) und lib. II c. 42 (S. 90). Zum 1016 ver¬
storbenen Gevehardus, Heriberti comitis filius, nepos meus vgl. lib. VII c. 49 (S. 458);
zu Conradus Suevorum ductor egreius ac eiusdem jrater Heribertus comes lib. IV
c. 60 (S. 200); zu Heriberti comitis filio Ottone vgl. lib. V c. 24 (S. 249); in lib. V
c. 35 (S. 260) wird Gerberga als Schwester Ottos von Hammerstein und im Kapitel
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