Full text: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen

Ursus hieß, quoad vixit, non multo tempore, die beiden Besitztitel unrechtmäßi¬ 
gerweise usurpiert; quod et simili modo presens Adelindis, soror ejus, necnon et 
advocatus illius, Aquinus, agere conati sunt. Nach ausgiebiger Verhandlung der 
Rechtslage, in der Aquinus und Adelindis nicht hartnäckig waren, kehrten die 
Güter an das Kloster zurück; das Paar wurde mit zwölf Pfund Silber abgefunden. 
Was die Urkunde für uns so bedeutsam macht, ist, daß sie nach der Unterschrift 
des Herzogs Friedrich und den Handzeichen dreier Grafen, einiger anderer Zeu¬ 
gen sowie dem eines Abtes Odelrich (des späteren Erzbischofs von Reims)5 6 auch 
noch die folgenden Unterfertigungsvermerke trägt: + Aquini; + Adelindis uxoris 
ejus; + Framberti, + Wigirici, + Huberti filiorum Adelindis (nicht filiorum 
eorum!)0. Hier tritt uns also eine Adelindis mit ihren Söhnen Frambert, Wigirich 
und Hubert entgegen, weiche jedoch nicht zugleich auch Kinder von Adelindes 
Gatten Aquinus waren. Frambertus, Wigiricus (= Widricus)7 und Hu(m)bertus 
als Söhne einer Adelindis zeigt uns aber auch unser Eintrag der Lizuidis. Indessen: 
als Gatten der Adelindis sehen wir im Eintrag Humbertus, in der Urkunde 
Aquinus. Doch findet sich der Name Aquinus neben Adelindis auch im Liber 
memorialis von Remiremont in der Gruppe auf f. 53 r. Man wird also die in der 
Urkunde von 959 erwähnten Personen mit den Angehörigen der Lizuidis iden¬ 
tifizieren und sagen dürfen, daß man in Humbert den ersten Gatten der Adelind 
vor sich hat, von dem auch die Kinder stammen, und daß Adelind in zweiter Ehe 
einen Aquinus heiratete. Die Remiremonter Gedenkeinträge und die Gorzer 
Urkunde ergänzen demnach einander in glücklichster Weise. 
Dies ist nun noch in einem anderen Zusammenhang von Belang, der hier nur 
knapp angedeutet sei. Die Echtheit der herangezogenen Gorzer Urkunde ist vor 
nicht allzu langer Zeit angezweifelt worden8. Da nämlich — nach einem einlei¬ 
tenden Satz, der auch in einer späteren Gorzer Urkunde (nr. 121 vom Jahre 995) 
wieder aufgenommen worden ist — Herzog Friedrich von Oberlothringen mit 
den Worten idcirco ego Fridericus gr a t i a D ei et electione Franco- 
rum du x eingeführt wird und es von diesem weiter heißt patefacere cupio, 
5 Vgl. E. Hlawitschka, Zur Lebensgeschichte Erzbischof Odelrichs von Reims, 
in: ZGO 109 (1961) S. 1 ff. 
6 + Friderici ducis; + Widonis; + Teutberti; + Roberti; + Rotfridi; S. Gisleberti 
comitis; Signum Dacari; item S. Gisleberti comitis; + Erlebaldi; + Ragimbaldi 
comitis; + Richardi; + Odelrici abbatis; + Aquini; + Adelindis, uxoris eins; Fram¬ 
berti; + Wigirici; + Huberti, filiorum Adelindis. 
7 "Wigiricus = Widricus, vgl. dazu die beiden Gorzer Urkunden von 912 und 914 bei 
A. d’Herbomez, Cart. de l’abbaye de Gorze S. 163—167, nrn. 89 und 90. 
8 H. Sproemberg, Die lothringische Politik Ottos d. Gr., in: Rhein. Viertel- 
jahrsbl. 11 (1941) S. 61 f.; Wiederabdruck in H. Spr., Beiträge zur belgisch-nieder¬ 
ländischen Geschichte (1959) S. 173. Davor schon hatte E. Dü mm ler, Otto d. Gr. 
(1876) S. 301 Anm. 1, wegen der im folgenden angeführten Wendungen Bedenken 
gegen diese Urkunde erhoben. — Eine Zusammenstellung der Autoren, die diese Ur¬ 
kunde bisher als echt betrachteten, gibt W. K i e n a s t, Der Herzogstitel in Frank¬ 
reich und Deutschland (1968) S. 418. 
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