VI
Schlußwort
Mühsam und verschlungen waren oftmals die Pfade, die wir zur Erhellung eines
genealogischen Sachverhaltes zu beschreiten hatten. Neben klar bezeugten Filia-
tionsangaben mußten weniger deutliche Seitenverwandtschaftsbezeugungen heran¬
gezogen wie auch Argumente aus Gedenkbucheinträgen und Rückschlüsse aus Le¬
bensalterberechnungen und Besitz- und Amtsnachfolgen gewonnen werden. Die
Ergebnisse dürften indessen das Beschreiten so mancher beschwerlicher Wege ge¬
lohnt haben.
Dürfen wir doch zum Schluß darauf hinweisen, daß man an jenem Geschlecht
der Habsburg-Lothringer, dem hier unsere Aufmerksamkeit galt, die Kontinuität
adligen Geblüts und adligen Bewußtseins in einer ganz exzeptionellen Weise
studieren kann. In der Schicht des karolingischen Reichsadels wurzelnd — und
zwar in anderer Weise, als man bisher mit Hilfe der hypothetischen Herleitung
von den alten elsässischen Etichonen meinte —, ging es den einzelnen Mitgliedern
immer wieder um das Ringen nach größerem Einfluß, nach mehr Macht, um die
echte Vollgewalt. Erfolge und Rückschläge lösten einander — blickt man nun¬
mehr auf die ganze ermittelte Vorfahrenschaft vor dem 1048 zum Herzog er¬
hobenen Grafen Gerhard, dem „Gerhard vom Elsaß“ der bisherigen Literatur,
zurück — in recht harter Weise ab. Dem Seneschall Adalhard, d. h. dem eximio
viro adque per omnia magnifico, summis palacii dignitatibus sublimato necnon
sapiencie faleramentis adornato domino Adalardo eines Briefes der Äbtissin Teut-
hild von Remiremont1, der in der agnatischen Vorfahrenlinie steht, war es eben¬
sowenig vergönnt, seinen Einfluß bei Hofe auf die Dauer zu bewahren wie dem
einflußreichen Grafen Matfried von Orleans, welcher — nach den hier vorgeleg¬
ten Forschungen — zu den kognatischen Vorfahren des Geschlechtes zu zählen
ist. Gestürzt wurden auch jene Mitglieder der Familie, die am Beginn des 10.
Jahrhunderts die Hand nach dem Herzogtum ausstreckten. Aber dennoch ging
es immer wieder bergan.
Schon in der nächsten Generation war das Pfalzgrafenamt gewonnen und in der
darauffolgenden schließlich die Herzogs würde; — und das mag durch die Bluts¬
verbindung, die inzwischen mit dem Königshaus der sächsischen Liudolfinger ge¬
1 MG Formulae S. 526 nr. 4.
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