dern in den Reichsarbeitsdienst51. Eine politisch entscheidende Bedeutung im
Sinne der Zentralisierung und Planung der gesamten Saararbeit unter natio¬
nalsozialistischem Einfluß erlangte diese Doppelinstitution nicht.
Entscheidender wurde das neu geschaffene Amt des Saarbevollmächtigten
des Reichskanzlers, das am 14. November 1933 Franz von Papen übertragen
wurde52 und das nach Papens Entsendung nach Wien Gauleiter Bürckel er¬
hielt53. Wenn Arbeit und Stellung der beiden Politiker im nationalsozia¬
listischen Deutschland auch ganz verschieden waren, so gelang es doch bei¬
den, wiederholt und wirksam in die innersaarländischen Verhältnisse ein¬
zugreifen und sie erheblich zu beeinflussen54. Die Voraussetzung dazu lag in
der nationalen Haltung der Saarländer und in dem Willen beider Männer,
Schwierigkeiten, die sich aus der nationalsozialistischen Politik für die Saar¬
situation ergaben, auszuräumen, wenn auch dieses Vorgehen bei Bürckel rein
taktisch war55.
Auf der nationalen Basis lief die Zusammenarbeit mit den deutschen Ver¬
bänden, besonders dem Bund der Saarvereine, ohne sichtbaren Bruch weiter.
Die nationalistische Tendenz dieses Bundes wurde 1933 dadurch verstärkt,
daß Gauleiter Simon von Koblenz als neuer Bundesführer an die Stelle des
bisherigen Leiters Dr. Vogel trat56. Simon begründete diese Umbildung in
einer Rede:
. . der Führerwechsel im Saarverein bedeute nicht, daß man den bisherigen Füh¬
rern Mißtrauen entgegenbringe, sondern man wolle den Saarvereinen die propa¬
gandistische Kraft der NSDAP zur Verfügung stellen.“
Die Saarkundgebungen des Bundes der Saarvereine wurden in Zukunft, be¬
sonders die Kundgebungen am 27. August 1933 am Niederwalddenkmal in
Rüdesheim57 und am 26. August 193458 am Deutschen Eck in Koblenz,
große Massenveranstaltungen, die der NSDAP ermöglichten, ihre propagan¬
distischen und massenpsychologischen Mittel zu entfalten. Hitler sprach auf
beiden Kundgebungen, die Festlichkeiten waren mit Musik und großen Auf¬
märschen von SA und SS eine Demonstration der Macht und des Sieges¬
willens der NSDAP, Die Wirkung dieser Veranstaltungen war um so ein¬
facher zu erreichen, als sich Reden und Feiern an die zentralen Bewußtseins¬
inhalte der saarländischen Bevölkerung anlehnen konnten und parteipoli¬
tische Traditionen der Saarländer geschont wurden59. Die intensive propa¬
51 Die Angaben über die Arbeit der Parteistelle verdankt die Verf. ebenfalls Auskünften
v. H. Dr. Schneider.
52 A.A. II Bes. Geb. Saargeb. Saarbevollmächtigter 1 Bd., F. v. Papen, Der Wahrheit
eine Gasse, München 1952, S. 338. Papen besitzt durch seine Frau in Wallerfangen
(Saar) Ländereien. Vgl. auch über den Saarbevollmächtigten AStA München MW 8265.
53 Bartz, a. a. O., S. 99ff.
54 Die näheren Angaben dazu folgen in den Darstellungen über die weitere Entwicklung
der Parteien.
55 Bartz, a. a. O., S. 126ff. und bes. Brief Bürckels an Hitler im Anhang als Anlage 19,
S. 400 f.
56 Köln. Zeitung v. 27. 8. 1933 „Das Saarländer-Treffen am Rhein“, dort auch das
folgende Zitat.
57 W a m b a u g h, a. a. O., S. 128; S.L.Z. Nr. 233 v. 28. 8. 1933.
58 S.Z. Nr. 226 v. 27. 8. 1934.
59 Bes. die Rede Hitlers am 26. 8. 1934 — S.Z. Nr. 226 v. 27. 8. 1934.
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