Watermann arbeiteten die saarländischen Parteien und Vereinigungen seit
vielen Jahren in vertrauensvoller Weise zusammen. Diese deutschen Beam¬
ten führten ihre Arbeit zur Vorbereitung der Rückgliederung der Saar wei¬
ter; diese stellte eine von ihnen bejahte nationale Aufgabe dar, die von allen
politischen Richtungen bisher gefordert und gebilligt worden war, und sie
konnte durch die Bildung der Regierung Hitler nicht ohne weiteres als
unrechtmäßig oder gar als nationalsozialistische Arbeit bezeichnet werden.
Wenn diese Stellen auch in Zukunft keine direkt nationalsozialistische Poli¬
tik trieben, so vermittelten sie dennoch eine Einflußnahme der National¬
sozialisten auf die Saarverhältnisse. Der Kampf der neuen Regierung gegen
die Sozialdemokraten in Deutschland machte z. B. für diese Institutionen
eine weitere Zusammenarbeit mit den saarländischen Sozialisten und die
finanzielle Unterstützung linksgerichteter saarländischer Vereinigungen oder
Wohltätigkeitsorganisationen unmöglich. Die Stelle in Köln wurde nicht nur
für die Weiterführung der bisherigen Arbeit benutzt, sondern auf diesem
Wege wurden nun von der Reichsregierung und dem Preußischen Ministe¬
rium des Innern den führenden Nationalsozialisten an der Saar für ihre
Arbeit große Summen zur Verfügung gestellt47. Wiederholt erfolgten auch
Anweisungen des Reichsministeriums für Propaganda nach Köln und wur¬
den von dort Mittel zweckgebunden angewiesen48. Schließlich wurde für alle
Anträge auf Unterstützung aus dem Saargebiet das Reichsministerium des
Innern zuständig49.
Neben die alten Institutionen zur Betreuung der Saarländer traten Neu¬
schöpfungen, die der Koordinierung von staatlicher und nationalsozialisti¬
scher Parteiarbeit in der Saarfrage dienen sollten. Im Juli 1933 übernahm
der Saarländer Assessor Dr. Heinrich Schneider das Saarreferat des Preu¬
ßischen Innenministeriums und gleichzeitig eine neu errichtete Saarstelle der
NSDAP in Berlin, die Dr. Ley unterstand50. Beide Institutionen führten
aber zum großen Teil die Saararbeit im bisherigen Stil weiter und pflegten
die Kontakte zu allen Saarreferenten und Saarstellen in Deutschland. Die
Bedeutung für die Entwicklung in der neuen Situation lag darin, daß auf
diese Weise in den Kreis der saarländischen Mitarbeiter vor allem National¬
sozialisten aus und in dem Saargebiet einbezogen und dadurch auch die
alten saarländischen Parteiführer an die Zusammenarbeit mit National¬
sozialisten gewöhnt wurden. Der Parteistelle kam vor allem propagan¬
distische Bedeutung zu; sie unterhielt ein Bildarchiv unter Leitung des aus
dem Saargebiet ausgewiesenen Redakteurs Ollmert, versorgte die Presse mit
Informationen und Bildmaterial und organisierte den Eintritt von Saarlän-
dieser Hinsicht kein klares Bild von der Lage an der Saar. S.D.N. J.O. XV,12 (1934),
S. 1656f. Über den wadisenden nationalsozialistischen Einfluß auf amtliche Stellen
geben auch Aufschluß AStA München MInn 47 095 u. MW 14 086.
47 Z. B. am 19. 11. 1934 100 000 RM der Deutschen Front zur Verfügung von Herrn
Pirro. A. A. II Bes. Geb. Saargeb., Pol. Part., Bd. 14, II SG 7881; S.D.N. J.O. XV,12
(1934), S. 1658.
<8 Ebenda, Bd. 13 II SG 7256.
« BA Koblenz, Reichskanzlei R 43 I/255/Rk 9373. Vgl. auch AStA München MW 14 086.
50 A. A. II Bes. Geb. Saargebiet, Pol. Part., Bd. 4. Nach Auskunft von Herrn Dr. Schnei¬
der an die Verf. wurde auch die Parteistelle vom Preuß. Innenministerium finanziert.
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