Full text: Parteien und Politik im Saargebiet unter dem Völkerbundsregime 1920 - 1935

Watermann arbeiteten die saarländischen Parteien und Vereinigungen seit 
vielen Jahren in vertrauensvoller Weise zusammen. Diese deutschen Beam¬ 
ten führten ihre Arbeit zur Vorbereitung der Rückgliederung der Saar wei¬ 
ter; diese stellte eine von ihnen bejahte nationale Aufgabe dar, die von allen 
politischen Richtungen bisher gefordert und gebilligt worden war, und sie 
konnte durch die Bildung der Regierung Hitler nicht ohne weiteres als 
unrechtmäßig oder gar als nationalsozialistische Arbeit bezeichnet werden. 
Wenn diese Stellen auch in Zukunft keine direkt nationalsozialistische Poli¬ 
tik trieben, so vermittelten sie dennoch eine Einflußnahme der National¬ 
sozialisten auf die Saarverhältnisse. Der Kampf der neuen Regierung gegen 
die Sozialdemokraten in Deutschland machte z. B. für diese Institutionen 
eine weitere Zusammenarbeit mit den saarländischen Sozialisten und die 
finanzielle Unterstützung linksgerichteter saarländischer Vereinigungen oder 
Wohltätigkeitsorganisationen unmöglich. Die Stelle in Köln wurde nicht nur 
für die Weiterführung der bisherigen Arbeit benutzt, sondern auf diesem 
Wege wurden nun von der Reichsregierung und dem Preußischen Ministe¬ 
rium des Innern den führenden Nationalsozialisten an der Saar für ihre 
Arbeit große Summen zur Verfügung gestellt47. Wiederholt erfolgten auch 
Anweisungen des Reichsministeriums für Propaganda nach Köln und wur¬ 
den von dort Mittel zweckgebunden angewiesen48. Schließlich wurde für alle 
Anträge auf Unterstützung aus dem Saargebiet das Reichsministerium des 
Innern zuständig49. 
Neben die alten Institutionen zur Betreuung der Saarländer traten Neu¬ 
schöpfungen, die der Koordinierung von staatlicher und nationalsozialisti¬ 
scher Parteiarbeit in der Saarfrage dienen sollten. Im Juli 1933 übernahm 
der Saarländer Assessor Dr. Heinrich Schneider das Saarreferat des Preu¬ 
ßischen Innenministeriums und gleichzeitig eine neu errichtete Saarstelle der 
NSDAP in Berlin, die Dr. Ley unterstand50. Beide Institutionen führten 
aber zum großen Teil die Saararbeit im bisherigen Stil weiter und pflegten 
die Kontakte zu allen Saarreferenten und Saarstellen in Deutschland. Die 
Bedeutung für die Entwicklung in der neuen Situation lag darin, daß auf 
diese Weise in den Kreis der saarländischen Mitarbeiter vor allem National¬ 
sozialisten aus und in dem Saargebiet einbezogen und dadurch auch die 
alten saarländischen Parteiführer an die Zusammenarbeit mit National¬ 
sozialisten gewöhnt wurden. Der Parteistelle kam vor allem propagan¬ 
distische Bedeutung zu; sie unterhielt ein Bildarchiv unter Leitung des aus 
dem Saargebiet ausgewiesenen Redakteurs Ollmert, versorgte die Presse mit 
Informationen und Bildmaterial und organisierte den Eintritt von Saarlän- 
dieser Hinsicht kein klares Bild von der Lage an der Saar. S.D.N. J.O. XV,12 (1934), 
S. 1656f. Über den wadisenden nationalsozialistischen Einfluß auf amtliche Stellen 
geben auch Aufschluß AStA München MInn 47 095 u. MW 14 086. 
47 Z. B. am 19. 11. 1934 100 000 RM der Deutschen Front zur Verfügung von Herrn 
Pirro. A. A. II Bes. Geb. Saargeb., Pol. Part., Bd. 14, II SG 7881; S.D.N. J.O. XV,12 
(1934), S. 1658. 
<8 Ebenda, Bd. 13 II SG 7256. 
« BA Koblenz, Reichskanzlei R 43 I/255/Rk 9373. Vgl. auch AStA München MW 14 086. 
50 A. A. II Bes. Geb. Saargebiet, Pol. Part., Bd. 4. Nach Auskunft von Herrn Dr. Schnei¬ 
der an die Verf. wurde auch die Parteistelle vom Preuß. Innenministerium finanziert. 
257
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.