Full text: Parteien und Politik im Saargebiet unter dem Völkerbundsregime 1920 - 1935

tätigkeit entwickelte und wegen seiner Judenhetze Anstoß erregte31. Im Juni 
1931 entzog ihm die Regierungskommission die Aufenthaltsgenehmigung32. 
Groß war die NSDAP aber auch 1931 noch nicht. Die Mitgliederzahl wurde 
für den Kreis Homburg in einem Bericht der Bezirksaußenstelle Waldmohr 
für die bayrische Regierung auf 200 geschätzt33. In der Arbeiterschaft fand 
die NSDAP auch 1932 wenig Anhänger, sie scheint etwas in ländlichen 
Gegenden und in kaufmännischen Kreisen an Boden gewonnen zu haben34. 
Die Propagandamethoden waren ähnlich wie in Deutschland: Es kam zu 
Schlägereien zwischen Kommunisten und Nazis35, Partei- und Gewerk¬ 
schaftsführer der alten Parteien wurden diffamiert36, die Partei spielte sich 
als nationale Retterin der Saar auf37, die Judenhetze setzte ein38 und nächt¬ 
liche Märsche und geheime Übungen der SA wurden abgehalten39. Die Par¬ 
tei kandidierte zur Landesratswahl am 13. März 1932 und erhielt 6,7 Pro¬ 
zent der Stimmen und zwei Sitze40. Eine Aufschlüsselung der Wahlergeb¬ 
nisse nach Kreisen zeigt, daß Saarbrücken-Stadt mit seinen 10,5 Prozent und 
der Kreis Homburg mit seinen 18,6 Prozent weit über dem Landesdurch¬ 
schnitt lagen. Saarbrücken war Organisationszentrum der Bewegung. Der 
Bezirk Homburg war der Werbung von der Pfalz aus besonders stark aus¬ 
gesetzt und zeigte sich mit seiner überwiegend evangelischen Bevölkerung 
anfälliger als der katholische, ebenfalls bayrische Kreis St. Ingbert. Der 
Wahlerfolg der Nationalsozialisten war besonders groß in einigen kleinen, 
rein landwirtschaftlichen und evangelischen Dörfern41. Die stärkste Resi¬ 
stenz gegenüber dem Nationalsozialismus zeigten im Saargebiet die teilweise 
noch ländlichen und in der Arbeiterschaft sehr konservativen, fast rein ka¬ 
31 S.L.Z. Nr. 97 v. 9. 4. 1931; außerdem setzte sich die Volksstimme in den Monaten 
Januar und Februar 1931 wiederholt mit der Rednertätigkeit Ehreckes auseinander. 
32 A. A. II Bes. Geb. Saargebiet: Pol. Parteien, Bd. 3, Anlage z. Bericht des Bayerischen 
Staatsministeriums des Äußern v. 31. 8. 1931. 
33 Ebenda. 
34 Ebenda: Bd. 4; e.o. II SG 1290, Abschrift eines Polizeiberichtes. 
35 S.Z., Nr. 3/4 v. 6. 1. 1931; Landesrat d. Saargeb., Sten. Ber. v. 24. 11. 1931, S. 278. 
36 S.Z., Nr. 70 v. 11. 3. 1932; „Christlicher Metallarbeiterverband“. 
37 S.Z., Nr. 71 v. 12. 3. 1932: „Die große nationale Kundgebung der DSV“. 
38 Ebenda: Röchling nahm in dieser Kundgebung vor allem gegen die Judenhetze Stel¬ 
lung, der jeder gerecht Denkende entschieden entgegentreten müsse. „Unzählige Juden 
hätten stets ihre Pflicht fürs Vaterland getan.“ 
39 S.D.N. J.O. XIV,3 (1933), S. 408. 
40 Vgl. dazu und zum Folgenden Anlagen 3 und 4, unten S. 337. 
41 Z. B.: Ergebnisse der Landesratswah 1 am 13. März 1 932 in: 
Gemeinde Webenheim (Krs. Homburg): 54,6% NSDAP 
(Bürgermeisterei: 95% ev.) 23,6% DNVP 
Gemeinde Mimbach (Krs. Homburg): 36,8% NSDAP 
(Bürgermeisterei: 91 % ev.) 
Gemeinde Limbach (Krs. Homburg): 36,8% NSDAP 
(Bürgermeisterei: 83 % ev.) 
Die Errechnung der konfessionellen Zusammensetzung nach: Die Bevölkerung des 
Saargebietes nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 19. Juli 1927, S. 390 ff. Die 
Wahlergebnisse wurden errechnet nach S.Z. Nr. 73 u. S.L.Z. Nr. 73 v. 14. 3. 1932. 
Die Beispiele bei Straus, a. a. O., S. 127, weisen auf denselben Sachverhalt hin: 
Gemeinde Dörrenbach (Krs. St. Wendel): 37,9 % NSDAP 
(98 % ev.) 
Gemeinde Böckweiler (Krs. Homburg): 80 % NSDAP 
(92% ev.) 
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