such zu einer Erweiterung der Polizeigewalt der Regierungskommission
wurde mit Mißtrauen begegnet. Die Regierungskommission erließ die Ver¬
ordnung gegen den Willen des Landesrates21. Die Nationalsozialisten ver¬
stärkten 1929 ihre Aktivität, Dr, Robert Ley und Gottfried Feder sprachen
in Saarbrücken22; bei den Kommunalwahlen im November 1929 kandi¬
dierte die Partei zum erstenmal in einigen Orten. Sie erhielt aber im Kreis
Saarlouis und im Kreis Ottweiler jeweils nur 2 Sitze und im Stadtrat von
Saarbrücken ein Mandat23. Ein Bericht des Gaues Saar der NSDAP vom
30. Februar 1930 enthält eine genaue Aufstellung der Mitglieder und ihrer
beruflichen Gliederung. Danach umfaßte die Gesamtmitgliederzahl im Saar¬
gebiet 261; den größten Anteil stellten die gelernten Handwerker mit
33V3 Prozent; dann folgten die Angestellten mit 201/3 Prozent24.
Die wachsende Not und die Arbeitslosigkeit verstärkten seit 1930 etwas den
Zulauf zur NSDAP. Diese arbeitete zunächst propagandistisch besonders
mit Fragen der Sozialversicherungen25. Die Regierungskommission unter¬
sagte 1931 das Tragen von Uniformen für NSDAP, Werwolf, Bund der
Frontsoldaten, Rotfrontkämpferbund und Reichsbanner26 und schritt gegen
das Waffentragen ein27. Der Schwerpunkt der nationalsozialistischen Tätig¬
keit lag in den Jahren 1931 und 1932 neben Saarbrücken besonders im Kreis
Homburg. Die Bewegung schien weniger durch die Aktivität von Saarlän¬
dern denn durch die Ausstrahlung aus der Pfalz zu wachsen. Redner aus
Zweibrücken traten in Versammlungen auf28, über Waldmohr wurden die
Uniformen geliefert29, und die SA und SS wurden von Neustadt a. d. Hardt
aus organisiert und aufgebaut30. Gauleiter an der Saar war inzwischen ein
Studienassessor Ehrecke aus Nürnberg geworden, der 1931 eine rege Redner-
21 Amtsblatt d. Reg. Korn., 1928, Nr. 501.
22 Speicher — Buchleitner, a. a. O., S. 38f.
22 S.D.N. T.O, XI,5 (1930), S. 486 (Annexe zum 41. Ber. d. Reg. Rom.).
24 BA, Koblenz, Sammlung Schumacher, Nr. 310, Rechenschaftsbericht des Gaues
der NSDAP v. 10. 2. 1930; die genaue Aufstellung lautet:
„Die Mitglieder setzen sich aus folgenden Berufen zusammen:
,Saar“
A. Handarbeiter
Tagelöhner
Gelernte Handwerker
Bergleute
Landwirte
Straßenkehrer
Frauen
zusammen:
= 30 = 11,1 %
= 84 = 33Vs°/o
= 29 = 11 %
= 11 = 4Va %
= 7 = 2V3 %
= 8 = 22/s <Vo
169 = 65 %
B. Kopfarbeiter
Angestellte, selbst.
Kaufleute
Beamte
Akt.
zusammen :
= 54 = 20Vs °/o
= 14 = 5Vs °/o
= 11 = 41/a %>
— 13 « 5 °/o
92 = 35 °/oa
25 Com. d. Gouv., Pr.-V. v. 9. 11. 1927, S. 615 f.; Speicher — Buchleitner, a. a. O.,
S. 32 u. 37.
26 S.D.N. J.O. XII,6 (1931), S. 985 (45. Period. Ber. d. Reg. Korn.).
22 Ebenda, XIII,4 (1932), S. 965 (48. Period. Ber. d. Reg. Kom.).
28 Spitzelbericht an das A.A. aus Saarbrücken v. 20. 4. 1931: A.A. II Bes. Geb.: Saar¬
gebiet, Pol. Parteien, Bd. 3, Abschrift zu III WS 377 I/II.
29 Speicher — Buchleitner, a. a. O., S. 31.
30 S.D.N. J.O. XIV,3 (1933), S. 408 (52. Period. Ber. d. Reg. Kom.). Die Regierungskom¬
mission hatte am 3, November 1932 eine Haussuchung in den Büroräumen der NSDAP
in Saarbrücken angeordnet und entsprechendes Material über den Aufbau und die
Gliederung der SA und der SS gefunden.
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