zeiverwaltung des Saargebietes vom 6. August 1926 den Antrag auf Geneh¬
migung der NSDAP abschlägig und verlangte die Auflösung der Partei8.
Am 4. Dezember 1926 dagegen wurde ein weiterer Antrag der National¬
sozialisten des Saargebietes positiv von der Regierungskommission beant¬
wortet9, und Adolf Hitler genehmigte die Bildung eines Gaues Saargebiet
der NSDAP vom 1. Januar 192710 ab. Saarbrücken wurde der Mittelpunkt
der Arbeit im Saargebiet; hier wurde eine Geschäftsstelle errichtet11, und
erster Gauleiter wurde der Saarländer Jakob Jung, der sich aber später
ganz von der Parteiarbeit zurückzog12. 1927 wurden noch einige weitere
Ortsgruppeni gegründet, z. B. in Überherrn, Merchweiler, Fraulautern und
Differten13. Der NSDAP gelang es aber in den folgenden Jahren nicht, über
bedeutungslose Anfänge hinauszukommen. Traten die Partei oder die SA
mit Veranstaltungen in Erscheinung, so mußten die Mitglieder aus dem
ganzen Saargebiet herbeigeholt werden14. Ein Propagandamarsch der SA
des gesamten Saargebietes im Dezember 1928 wurde mit 50 Mann durch¬
geführt15. Die wachsende Tätigkeit nationalsozialistischer und paramilitäri¬
scher Gruppen wie der Kommunisten veranlaßte die Regierungskommission
1928 zum Eingreifen. Sie legte dem Landesrat einen Verordnungsentwurf
zum Verbot militärischer Übungen vor. Alle Parteien, mit Ausnahme der
Kommunisten, nahmen in der Sitzung vom 1. August 1928 grundsätzlich
gegen diese Gruppen und Verbände Stellung, sie seien politisch nicht not¬
wendig und nur geeignet, Unruhe zu stiften16. Der Sprecher der Sozial¬
demokratischen Partei gab in diesem Zusammenhang einen Überblick über
die Größe der Rechtsverbände an der Saar; er sprach von 1000 Anhängern
des Stahlhelm in Saarbrücken und 2500 im gesamten Saargebiet, von 100
Werwolfmitgliedern und 100 Leuten der „Hitlerbande“17. Die SA war also
auch noch innerhalb dieser Gruppen relativ bedeutungslos. Alle Parteien
lehnten aber, obwohl sie den Standpunkt der Regierungskommission über
die militärischen Übungen teilten, den Verordnungsentwurf ab18; die Kom¬
munisten aus Angst vor dem Verbot des Rotfrontkämpferbundes19, die
anderen Parteien, weil es gelte, die im Saargebiet erkämpfte Freiheit zu
wahren; die bestehenden Gesetze und die Polizei reichten aus, um der Aus¬
schreitungen Herr zu werden20. Man wollte im Grunde keine Einmischung
der Regierungskommission in das politische Leben der Saar, und jedem Ver¬
8 Ebenda, W. Jung an NSDAP-München am 29. 9. 1926.
9 Ebenda, W. Jung an NSDAP-München am 15. 12. 1926.
10 Ebenda, Aktennotiz auf Antrag Jung v. 4. 1. 1926.
11 Speicher — Buchleitner, a. a. O., SS. 30, 32, 36, 39.
12 A.A. II Bes. Geb., Saargebiet, Pol. Parteien, Bd. 4, e. o. II SG 1740; außerdem K.
Bartz, Weltgeschichte an d. Saar, Neustadt a. d. Hdt. 1935, S. 21.
11 Speicher — Buchleitner, a. a. O., SS. 30, 32, 36, 39.
14 Ebenda, S. 35ff.; Bartz, a. a. O., S. 21; Volksstimme Nr. 75 v. 28. 3. 1927 „Hitler¬
buben in Saarbrücken“.
15 Speicher — Buchleitner, a. a. O., S. 36
16 Landesrat d. Saargeb., Sten. Ber. v. 1. 8. 1928, S. 214.
17 Ebenda, S. 229 f.
18 Ebenda, S. 236.
19 Ebenda, S. 215.
20 Ebenda, S. 228 u. 235.
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