II faut vouloir que la Sarre devienne un terrain de collaboration intime, écono¬
mique entre la France et l’Allemagne, entre l’État français et l’État allemand.
Les mines, en vertu du traité de paix, ont été données en propriété absolue à la
France pour la dédommager des destructions effroyables commises dans le Nord.
Ces mines devront rester propriété, si possible, d’une société constituée par l’État
allemand et l’État français . . .“ 187
Da die Deutsche Reichsregierung auf Grund des von den saarländischen Par¬
teien entwickelten Programms und ihrer Haltung während der Verhand¬
lungen nur in zollpolitischer Hinsicht den Franzosen entscheidende Zuge¬
ständnisse machen konnte188, entsprachen die deutschen Angebote nicht den
französischen Vorstellungen.
Letztlich waren die Verhandlungen an den gegensätzlichen Ausgangsposi¬
tionen Deutschlands und Frankreichs gescheitert. Diese Ausgangspositionen
hatten sich aus der grundsätzlich verschiedenen Sicht des Versailler Vertrages
bei den beiden Völkern und ihren verschiedenen Konzeptionen einer erfolg¬
reichen Außenpolitik entfaltet. Frankreich war nicht bereit, an der Saar eine
Revisionspolitik Deutschlands zu akzeptieren, selbst bei beachtenswerten
wirtschaftlichen Zugeständnissen. Deutschland konnte der Errichtung eines
deutsch-französischen Grubensystems an der Saar nicht zustimmen, da dieses
den Saarparteien auf Grund der französischen Politik von 1919 bis 1923
als nationale Gefährdung des Saargebiets und den Sozialisten und Gewerk¬
schaften überdies als eine Preisgabe der sozialen Interessen der Arbeiter¬
schaft erschien. Die Frage zu untersuchen, ob die Deutsche Reichsregierung
ohne den Druck der Saarparteien189 zu einem Ausmaß des Nachgebens in
der Grubenfrage bereit gewesen wäre, das Frankreich befriedigt hätte, oder
ob umgekehrt Frankreich ohne den Druck der öffentlichen Meinung nicht zu
einer Konzeption der Saarlösung mit Grubenkonzessionen gelangt und sich
mit zollpolitischen Zugeständnissen zufriedengegeben hätte, erscheint müßig.
Außenpolitische Probleme wurden von beiden Völkern in der Nachkriegs¬
zeit stets erneut als nationale Existenzfragen angesehen, und im Jahre 1930
befanden sich Deutschland und Frankreich wieder in einem Stadium stär¬
kerer nationaler Erregung.
Der Gang und das Scheitern der Verhandlungen hatten an der Saar eine
neue Phase der politischen Entwicklung eingeleitet. Nach der Beruhigung in
der Ära der europäischen Verständigungspolitik war die Saar seit 1929 von
einer starken politischen Erregung erfaßt worden. Man hatte geglaubt, den
nationalen Entscheidungskampf ausgetragen zu haben, und war nun von
den französischen Plänen in allen Varianten tiefgehend beunruhigt worden.
Die französischen Saarwünsche hatten sich den politischen Parteien vor
187 J.O. France, Chambre des Députés, Débats, Session extraordinaire, 1929, S. 3405.
188 Die Darstellung bei Wambaugh, a. a. O., S. 108, daß Deutschland zu keinerlei
wirtschaftlichen Zugeständnissen bereit gewesen sei, ist falsch. Außerdem erweckt ihre
Darstellung den falschen Eindruck, als ob Deutschland ein Interesse daran gehabt
habe, daß keine Abstimmung stattfinde.
189 Lambert, a. a. O., S. 167, ist der irrigen Auffassung, daß die politischen Führer der
Saarparteien auch nicht von der deutschen Seite über ihre Wünsche zu den Verhand¬
lungen gehört wurden.
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