Vorstellungen auch eine Erweiterung der Pachtfelder vorgesehen war, woll¬
ten aber dafür erhebliche Konzessionen in einem geschlossenen Gebiet an
der französischen Grenze. Ein solcher Vorschlag widersprach nicht nur der
allgemeinen Forderung der saarländischen Parteien, sondern mußte auch die
nationalen Bedenken, die gegen eine solche Regelung der Grubenfrage er¬
hoben worden waren, hervorrufen. In Gesprächen Simsons mit Reichskanz¬
ler Brüning und dem Reichsaußenminister am 26. und am 28. Mai entschloß
man sich zur Ablehnung der französischen Vorschläge182. Pernot teilte dar¬
aufhin am 28. Juni 1930 mit183, daß Briand und Tardieu der Auffassung
seien, daß der Verzicht auf die Grubenfrage Frankreich nicht möglich sei.
Tardieu würde gestürzt, wenn er eine andere Haltung einnehme. Hoesch
legte in einem Telegramm vom 30. Juni184 ebenfalls dar, er glaube, daß es
der Regierung tatsächlich unmöglich sei, den Saarvertrag ohne die Gruben¬
zugeständnisse in der französischen Kammer durchzubringen. Am 6. Juli
wurde ein gemeinsames Kommunique ausgearbeitet und am 7. Juli schlossen
die Verhandlungen185 und wurden nicht wieder auf genommenI86.
Der Abbruch der Saarverhandlungen wegen der Grubenfrage war nicht nur
mehr eine Angelegenheit der französischen Regierung, sondern auch eines
erheblichen Teiles des französischen Volkes. In Frankreich hatte die Saar¬
frage im Zuge der Verhandlungen in steigendem Maße eine Relation zu
allgemeinen nationalen Fragen gewonnen. Hatte die Association Française
de la Sarre für die Rechtskreise bereits das Saarproblem zur französischen
Sicherheit in Beziehung gesetzt, so hatte die Briandsche Formel von der
„gage“ und „coopération“ in den Kreisen der verstandigungs- und verhand¬
lungsbereiten Franzosen zur Entwicklung immer konkreterer Vorstellungen
von der Errichtung eines Systems deutsch-französischer Zusammenarbeit an
der Saar geführt. Alle diese Pläne sahen eine beachtliche französische Gru¬
benbeteiligung vor. Ein Beispiel dafür ist der von den saarländischen Sozial¬
demokraten immer als Kronzeuge für die internationale Verständigungs¬
politik genannte sozialistische Abgeordnete Grumbach. Dieser war wieder¬
holt für eine politische Rückgliederung der Saar und gegen eine Privatisie¬
rung der Saargruben eingetreten, führte jedoch in seiner Kammerrede am
21. November 1929 über eine Regelung der Saarfrage aus:
„II ne faut pas oublier que le régime transitoire douanier doit durer, si possible, au
delà de 1935.
182 Ebenda, Bd. 10, II SG 1184 und 1185. 1*3 Ebenda, Bd. 10, II SG 1375.
184 Ebenda, Bd. 10, II SG 1380. 185 Ebenda, Bd. 10, II SG 1422.
186 Für die Darstellung in Hoffmann, Das Ziel war Europa, Der Weg der Saar
1945—1955, Mü. u. Wien 1963, S. 31, daß Brüning 1931/32 mit ital. Vermittlung Saar¬
verhandlungen mit konkreten Ergebnissen geführt habe, konnte die Verf. weder in
den Akten des A.A. noch d. Reichskanzlei Unterlagen finden. Ein Gutachten v. Lega¬
tionsrat Voigt v. 27.4.1932 über d. Saarfrage II SG 776 spricht ausdrücklich davon, daß
Verhandlungen nach 1930 nicht mehr stattgefunden haben (A.A. II Bes. Geb., Saargeb.,
Rückgl. Bd. 11 u. Pol. Angelegenh. Bd. 42 u. BA R 43V252). — Von dem Plan Brünings
zur Revision v. Versailles (mit sofortiger Rückgl. d. Saar) durch eine internat, Konferenz
unter d. Patronat König Alberts v. Belgien u. entsprechenden privaten Vereinbarungen
zwischen dem König u. Brüning berichtet Wheeler-Bennett, Wooden Titan,
London 1936, S. 379f. Vgl. Wambaugh, a. a. O., S. 109 Anm. 11.
248