Full text: Parteien und Politik im Saargebiet unter dem Völkerbundsregime 1920 - 1935 (3)

Aufschlüsse, daß eine wesentliche Modifizierung der gewonnenen Ergebnisse 
nicht mehr zu erwarten steht. Eine Durchsicht der Saarakten der Bayerischen 
Archive (Geheimes Staatsarchiv und Allgemeines Staatsarchiv München) 
bestätigte diese Auffassung; die Akten ergaben keine neuen Einsichten für 
das Thema. Schwieriger war die Quellenfrage für die engere Parteigeschichte, 
da keine der Parteien des Saarlandes ein Archiv für die Zeit vor 1935 besitzt. 
Die im Stadtarchiv Saarbrücken gesammelten Zeitungsjahrgänge, die Proto¬ 
kolle des Landesrats des Saargebietes20, die Denkschriften der politischen 
Parteien an den Rat des Völkerbundes und die Akten des Auswärtigen 
Amtes wurden vor allem Grundlage für die Darstellung der Entwicklung 
der Parteien und der innersaarländischen gesetzlichen Verhältnisse. Für die 
Zentrumspartei war überdies das Bistumsarchiv Trier und die persönliche 
Sammlung des Senators Richard Becker21 eine wesentliche Hilfe. Aufschlu߬ 
reich für die Parteientwicklung von 1933 bis 1935 waren besonders die 
Akten der Reichskanzlei im Bundesarchiv und ebenfalls das Bistumsarchiv 
in Trier. Beiden Archivleitungen bin ich überdies für die Erlaubnis zur 
Publikation interessanter Quellen zu großem Dank verpflichtet. Auch den 
Persönlichkeiten, die jene Zeit noch erlebten und mir bereitwillig Auskunft 
gaben, wie den Mitarbeitern des Landesarchivs und Stadtarchivs zu Saar¬ 
brücken und der landeskundlichen Abteilung der Stadtbücherei sei für ihre 
Hilfe gedankt. 
Der Aufbau der Arbeit folgt im wesentlichen dem historischen Verlauf. Die 
thematische Abgrenzung der einzelnen Kapitel ergab sich aus der Abfolge 
der Dominanz der einzelnen Problemkreise und ermöglichte eine ordnende 
Überschau und Zwischenzusammenfassungen, zwang allerdings teilweise zu 
zeitlichen Rück- und Vorgriffen. Aus dem Rahmen einer historisch-chrono¬ 
logischen Darstellung fällt das Kapitel über politische Ideen, Strukturen und 
System der Parteien des Saargebiets. Für die Ordnung des aufgefundenen 
Materials in diesem Kapitel, das eine abschließende Betrachtung des ersten 
Hauptteiles bringt, bin ich der modernen Parteiforschung und ihrer Erar¬ 
beitung eines Begriffsapparates verpflichtet22. Dieses Kapitel stellt zudem 
die Voraussetzungen zusammen, die es für das Verhältnis der saarländischen 
Parteien zum Nationalsozialismus zu beachten gilt. Da für die saarlän¬ 
dischen Parteien zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus noch 
zwei Jahre länger als im Deutschen Reich grundsätzlich volle Freiheit be¬ 
stand, ist das letzte Kapitel für das Verhalten der Parteien, insbesondere 
der Zentrumspartei, gegenüber dem Nationalsozialismus interessant. 
20 Diese Protokolle existieren hektographiert ganz (v. 1922 bis 1934) im UNO-Archiv in 
Genf, im Landesarchiv Saarbrücken -und bis 1933 auch im Stadtarchiv zu Saarbrücken. 
21 Sammlung Becker-Schneider-Archiv des Landesarchivs zu Saarbrücken. 
22 Bes. die systematische Studie von M. Duverger, Les Partis Politiques, Paris 1951; 
2. Auflage Paris 1954 (dt. Die politischen Parteien, Tübingen 1959) dient der begriff¬ 
lichen Klärung und Einordnung. 
Th. S chieder, Der Liberalismus und die Strukturwandlungen der modernen Ge¬ 
sellschaft vom 19. zum 20. Jahrhundert, Relazioni del X Congresso Internazionale 
di Scienze Storiche, Biblioteca Sansoni, Florenz 1955, S. 153—172, setzt sich mit den 
Stufen der Entwicklung der Parteien, der Parteiforschung und des Begriffsapparates 
zur Erfassung der Wandlungen auseinander. 
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