5. Februar ihre Ablehnung ausgesprochen, während die Zentrumspartei und
die Deutsch-Saarländische Volkspartei sich nach einer Erklärung des Staats¬
kommissars über die positiven zollpolitischen Seiten des Abkommens zu den
Verhandlungen bereitgefunden hatten25. Bei beiden Parteien überwog die
Verteidigung der wirtschaftlichen Interessen zunächst gegenüber der prinzi¬
piellen Ablehnung der indirekten Steuern. Die Parteien hatten während
dieser Auseinandersetzungen die Zollprobleme erneut vor den Rat gebracht.
Die Zentrumspartei und die Deutsch-Saarländische Volkspartei hatten die
Verhältnisse in einem Memorandum vom 16. Februar „Die unhaltbare zoll¬
politische Lage des Saargebietes“26 dargestellt. Rault nahm zu dieser Denk¬
schrift Stellung in einem Begleitbrief an den Rat: Die Regierungskommission
habe alles getan, um die Härten des Zollsystems zu mildern und habe den
Wünschen der Saarländer bei der französischen Regierung Gehör verschafft.
Tatsächlich hatte die Regierungskommission sich einige Wochen nach der
Besprechung vom 15. Januar erneut an die französische Regierung gewandt,
als die deutsch-französische Unterkommission über den Austausch der Waren
zwischen der Saar und Deutschland verhandelte. Als Folge dieses Schrittes
wurden zum zweitenmal Vertreter von Handel und Industrie und der Ge¬
werkschaften unter Führung Koßmanns in Paris empfangen. Direktor Ser-
ruys, der Chef der französischen Delegation für die wirtschaftlichen Ver¬
handlungen zwischen Deutschland und Frankreich, hörte die Darlegungen
der Saarländer an und begab sich mit je einem Beamten der Zollverwaltung
und des Handelsministeriums selbst an die Saar, um die Situation an Ort
und Stelle zu untersuchen27. Frankreich wurde durch die Saarländer bereits
damals für Vereinbarungen über eine zollfreie Ausfuhr der saarländischen
Produktion nach Deutschland und die Einfuhr von deutschen Maschinen und
Ersatzteilen gewonnen, nicht aber für eine Berücksichtigung der Verbrauchs¬
wünsche der Bevölkerung, die mit traditionellen Gewohnheiten zusammen¬
hingen 28.
Während diese Bemühungen bei der Regierungskommission, in Genf und
Paris liefen, starteten die Saarländer weitere Aktionen. Bedeutungsvoll für
die Entwicklung wurde besonders, daß Röchling wegen seiner Schwierig¬
keiten im Herbst 1924 und auf Grund seiner Verbindung mit der deutschen
Industrie an den Bemühungen der deutschen Eisen- und Stahlindustrie zur
Organisation dieses Wirtschaftszweiges, vor allem auch für den Verkauf,
regen Anteil nahm. Im Dezember 1924 trat er für sein Völklinger Werk
dem neu gegründeten deutschen Stahlwerksverband bei und erhielt von die¬
sem das Angebot, daß der Verband die Zölle für die Einfuhr der Stahl¬
verbandslieferungen nach Deutschland zahle29. Dadurch konnte Röchling in
seinem Stahlexport mit der Ruhrindustrie konkurrenzfähig bleiben. Parallel
zu dieser Anbahnung einer organisatorischen Verbindung der Saar mit der
25 Ebenda, Sten. Ber. v. 5. 2. 1925, S. 19 u. S. 21; v. 13. 2. 1925, S. 41 ff.
26 S.D.N. C. 116. M. 56. 1925. I.
27 Ebenda; außerdem 21. Ber. der Reg.-Kom.: S.D.N. J.O. VI,5 (1925), S. 763.
28 Keuth, a. a. O., S. 313 u. 316.
29 Röchling, Wir halten die Saar, S. 110.
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