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menhang darauf hingewiesen, daß eine Einbindung der Stadt Luxemburg in das genannte Modellvorha¬
ben nicht gelang (TAURUS 1995; Raum & Energie 1995).
Auch die bereits erwähnte BENELUX-Strukturskizze zeigt mehrere regionale bzw. lokale grenz¬
überschreitende Städtenetze - darunter den Saar-Lor-Lux-Raum - auf, die ob ihrer Lage als wichtige
„Tore“ bzw. „Bindeglieder“ gelten. Ihr Stellenwert innerhalb der Raumstruktur und ihre Entwicklungs¬
würdigkeit manifestieren sich in folgender Zielaussage: „Das Bündeln städtischer Aktivitäten in den
grenzüberschreitenden Netzen ist eine Kemaufgabe“ (BENELUX 1996:15).
Ein Städtenetz zeichnet sich „dadurch aus, daß seine Elemente (also die Städte und Gemeinden) in
engeren bzw. in intensiveren Austauschbeziehungen zueinander stehen als zu Elementen außerhalb die¬
ses Netzes“ (Adam 1994a: 1). Diese Definition kann durchaus auch von grenzüberschreitenden Städ¬
tenetzen erfüllt werden - insbesondere dann, wenn man die Vernetzungen sektoral betrachtet, d.h. sich
auf bestimmte Themenbereiche beschränkt (z.B. gemeinsame Wirtschaftsförderung).
Ein Städtenetz grenzüberschreitender Natur stellt u.a. WACKERMANN (1986) am Beispiel der Regio
Basiliensis dar, wobei er sowohl die großräumigen Beziehungen zwischen den Städten Mulhouse, Basel
und Freiburg untersucht, als auch Verflechtungen auf der Mikroebene, z.B. zwischen Basel und Lör¬
rach, analysiert. Ähnlich ging Laborde (1993) vor, der einen Teilbereich des sogenannten Are Atlanti-
que, nämlich den Küstenabschnitt zwischen Santander (E) und La Rochelle (F) inklusive seines Hinter¬
landes, bearbeitete. Beiden Arbeiten ist gemein, daß sie sich im wesentlichen auf „physische“ Beziehun¬
gen zwischen den Städten, wie z.B. das Verkehrsnetz oder (meßbare) Wirtschaftsbeziehungen oder
Grenzpendlerbewegungen, beschränken.
Die vorliegende Arbeit will sich hingegen ausschließlich mit den immateriellen Städtenetzen lokaler
grenzüberschreitender Natur befassen. Hierbei gilt es einschränkend zu berücksichtigen, daß das Kon¬
zept der grenzüberschreitenden Städtenetze als raumordnerische Ziel Vorstellung zu verstehen ist und nur
in wenigen Fällen heute schon empirisch belegt werden kann. Trotz oder gerade wegen dieses
„visionären“ Charakters eignet es sich dennoch als Grundlage für ein Arbeitsmodell, wie es in Kapitel 3
für den Saar-Lor-Lux-Raum entworfen wird.
1.3.2.6 Typisierung von Städtenetzen
Zur grundsätzlichen Typisierung von Städtenetzen bieten sich zunächst strukturelle, räumliche und
genetische Merkmale an. Diese werden im folgenden näher betrachtet, um dann Eingang zu finden in ein
Bewertungsraster, das im darauffolgenden Kapitel entwickelt wird.
1.3.2.6.1 Strukturelle Typisierung
Primäres Unterscheidungsmerkmal für eine strukturelle Typisierung von Städtenetzen ist die Art ih¬
rer „Knoten“, d.h. die Größe und insbesondere die Zentralität der einzelnen vernetzten Städte
(SPANGENBERGER 1996:314). Während homogene Städtenetze aus gleichrangigen Zentren bestehen,
werden heterogene Netze in der Regel von einem oder mehreren übergeordneten Zentren dominiert. Ein
Städtenetz kann demnach auch unterschiedliche zentralörtliche Ebenen vereinen. Besteht es beispiels¬
weise aus einem Oberzentrum und mehreren umliegenden Mittelzentren, so besitzt das Oberzentrum
auch weiterhin einen zentralörtlichen Überschuß im christallerschen Sinne. Jedoch sind die Mittelzentren
nicht mehr zwangsläufig zentripetal auf diesen Ort ausgerichtet, sondern weisen ebensolche Relationen
untereinander auf, mitunter gar ohne einen direkten Bezug zum Oberzentrum (s. Abb. 4).