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(Europäische Kommission 1991, 1995e) haben lediglich empfehlenden Charakter, können aber als eine
der Entscheidungsgrundlagen für die Verhandlungen über die Reform der Strukturfonds angesehen wer¬
den, womit sie sehr wohl Einfluß auf die Raumentwicklung der EU nahmen.
Bei erstgenanntem Werk spielt das Leitbild der Städtenetze sowohl auf internationaler
(transeuropäischer) Ebene, als auch auf regionaler bzw. lokaler Ebene eine wesentliche Rolle. Unab¬
hängig von der Ebene soll die »Zusammenarbeit und Arbeitsteilung zwischen den Städten“ gefördert
werden, „um unnötigen und kostspieligen Wettbewerb zu vermeiden“ und somit die o.g. Synergieeffekte
zu erlangen (B MB AU 1995b: 10).
1.3.2.5 Inhaltliche Schwerpunkte und Übertragbarkeit auf Grenzräume
Als wichtigste inhaltliche Schwerpunkte von Städtenetzen im nationalen Rahmen führt MEHWALD
(1994:8) folgende Bereiche an:
• „Funktionsstabilisierung und -entwicklung etwa durch interkommunale Standortkonzepte;
• Flächenentwicklung, Ressourcenschutz und -entwicklung, beispielsweise durch gemeindeübergrei-
fende Entwicklung von Freiflächen;
• Infrastrukturentwicklung durch Planung und Bereitstellung und gemeinsame Kostentragung von
Kultur-, Bildungs- und Sozialeinrichtungen;
• Wirtschafts- und Strukturpolitik etwa durch regionale Imageentwicklung, einer koordinierenden Lie¬
genschaftspolitik, gemeinsame Ansiedlungswerbung und Fördermittelakquisition.“
Adam (1994b:518f.) sieht in dem sparsamen Umgang mit Bauland, der Bereitstellung hochwertiger
Infrastruktureinrichtungen, der Verbesserung des ÖPNV sowie der Abfall Vermeidung und -Verwertung
ähnliche Themenschwerpunkte. Beiden Auflistungen ist gemein, daß es sich um Bereiche handelt, die
zunehmend Gegenstand grenzüberschreitender Abstimmungsprozesse auf regionaler wie lokaler Ebene
werden. Dabei dürften die Kooperation bei der Realisierung von Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen so¬
wie die Einrichtung grenzüberschreitender ÖPNV-Verbindungen die am weitesten entwickelten Sektoren
sein. Derartige Beziehungen können eine erste Grundlage sein für das Entstehen funktionierender Städ¬
tenetze, die den nationalen Rahmen überschreiten. Wie auch innerhalb eines Staates richten sich diese
Relationen nach sachlichen Notwendigkeiten und nicht nach Verwaltungsgrenzen oder planerischen
Gebietsabgrenzungen: „Angesichts ihrer Orientierung an tatsächlichen oder erstrebenswerten Vernet¬
zungen und deren dynamischer Vielfalt müssen sich interkommunale Kooperationen weder unbedingt
mit den festgelegten und aus übergeordneter Sicht vorgegebenen Planungsräumen und -kompetenzen
noch mit landesplanerischen Zentrenebenen decken“ (ADAM 1994b:517; s. auch PRIEBS 1994). So kann
beispielsweise der planerische Bedarf der Bereitstellung für den Grenzpendlerverkehr geeigneter ÖPNV-
Verbindungen weitaus größer sein als es die regional- oder landesplanerische Fachplanung vorgibt; die
hierzu notwendige Abstimmung kann eine höhere Priorität erlangen, als es die jeweiligen nationalen
Planungen vorsehen.
Die MKRO betont daher „die Notwendigkeit, über die regionalen Städtenetze hinaus verstärkt
grenzüberschreitende Vernetzungen sowie Städtenetze im europäischen Maßstab in den Blick zu neh¬
men“ (BMBau 1995a: 13). Das Forschungsfeld „Städtenetze“ des Experimentellen Wohnungs- und
Städtebaus (EXWOST) in der Bundesrepublik Deutschland zählt unter seinen elf Modellvorhaben dem¬
nach auch zwei grenzüberschreitende Städtenetze. Dabei handelt es sich neben dem Raum Arnhem-
Nijmegen-Kleve-Emmerich (ANKE) an der deutsch-niederländischen Grenze auch um ein Beispiel aus
dem Untersuchungsraum der vorliegenden Arbeit, nämlich um das Städtenetz Trier-Luxemburg mit den
Mittelzentren Bitburg, Hermeskeil und Wittlich. Es vereint Gemeinden unterschiedlicher Zentralitätsstu¬
fen und hat zum Ziel, durch „die ressourcensparende Abstimmung und Ausnutzung des kommunalen
Dienstleistungsangebots [...] die regionale Attraktivität insgesamt zu erhöhen“ (BMBAU 1995a: 17, s.
auch MELZER 1994, 1995). Darüber hinaus sollen weitere grenzüberschreitende Städtenetze, wie etwa
Metz-Saarbrücken, berücksichtigt werden. Im Vorgriff auf spätere Ausführungen sei in diesem Zusam¬