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8 Vergleichende Analyse der Fallbeispiele
Die eingangs postulierten Vernetzungstendenzen in den untersuchten Teilräumen des Saar-Lor-Lux-
Raumes sollen zunächst durch eine vergleichende Analyse der Fallbeispiele verifiziert werden. Die nach¬
folgenden Ausführungen betrachten dabei, in Anlehnung an das in Kap. 1 skizzierte Bewertungsraster,
sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte. Prioritäres Vergleichskriterium sind hier zweifelsohne
die Inhalte der Kooperation, das heißt die jeweiligen Projektschwerpunkte, die Auskunft über Reichwei¬
te und Qualität der Kooperation geben können. Des weiteren spielen der Grad der Institutionalisierung
sowie die Verbindlichkeit der Kooperation eine entscheidende Rolle. Ausgehend von den Ergebnissen
der Gemeindebefragung und den Beobachtungen in den Teilräumen, sollen abschließend die aktuellen
Hemmnisse der Kooperation aufgezeigt und bewertet werden. Erst vor diesem Hintergrund kann dann
die Anwendbarkeit des Städtenetz-Ansatzes diskutiert werden (Kap. 9).
8.1 Inhalte der Kooperation
Eine vergleichende Darstellung der Inhalte kann sowohl in quantitativer als auch in qualitativer
Form Rückschlüsse auf den „Entwicklungsstand“ der Kooperation bzw. den Grad der Vernetzung zu¬
lassen. Die Vorgefundene Bandbreite der Themen ist dabei ebenso ein Indiz für den Stellenwert der
grenznachbarschaftlichen Abstimmung und Zusammenarbeit wie das (politische) Gewicht der Ein¬
zelthemen oder -projekte. Die nachstehende Tabelle faßt zunächst in synoptischer Form die themati¬
schen Schwerpunkte in den drei untersuchten Räumen zusammen. Während im Falle der Agglomération
Transfrontalière du PED eindeutig die Bereiche Gewerbeflächenerschließung, Wirtschaftsförderung
und Siedlungsentwicklung dominieren, stehen im Moseltal die Sektoren Tourismusförderung sowie
Kultur, Bildung und Sport im Vordergrund. Die größte Themenbreite weist der Saar-Rosselle-Raum
auf, dessen Schwerpunkte in der Siedlungsentwicklung, im Umwelt- und Naturschutz, der Ver- und
Entsorgung sowie in organisatorischen Fragen (s. gemeinsame Antragstellung INTERREG II, Koope¬
rationsbüro etc.) liegen. Dieser quantitative „Vorsprung“ ist jedoch nicht überzubewerten, da es sich bei
diesem Teilraum um das flächenmäßig größte und zugleich heterogenste Fallbeispiel handelt. Hinzu
kommen die in Kapitel 7.2 genannten Besonderheiten eines grenzüberschreitenden Verdichtungsraumes,
in dem erwartungsgemäß ein größerer Handlungsbedarf besteht als in den übrigen Teilräumen.
Tab. 8: Inhaltliche Schwerpunkte der Kooperation
Sachgebiet / Fallbeispiel
PED
Mosel tal
Saar-Rosselle
Siedlungsentwicklung
• •
-
• •
Gewerbeflächen / Wirtschaftsförderung
#•
•
•
Verkehrsinfrastruktur / ÖPNV
•
O
•
Tourismus
O
• •
O
Kultur / Bildung / Sport
O
• •
•
Umwelt- u. Naturschutz
o
•
• •
Ver- und Entsorgung
•
•
• •
Organisatorische Fragen
•
o
• •
(- = unbedeutend; O = wenig bedeutend; • = bedeutend; •• sehr bedeutend)
Der Versuch einer qualitativen Klassifizierung der Kooperationsbereiche kann immer bloß eine
Hilfskonstruktion darstellen, die anhand objektiver Bewertungskriterien nur bedingt untermauert werden
kann. Natürlich eignen sich Themengebiete, die die kommunale Souveränität am wenigsten berühren,