Das Mainzer Zunftwesen am Vorabend der
französischen Revolution.
t. Das Wirtschaftsleben der Stadt Mainz.
a) Faktoren des Wohlstandes.
Im 18. Jahrhundert nahm Kurmainz infolge der Erz¬
kanzlerwürde und der dadurch veranlassten politischen Ak¬
tivität seiner Kurfürsten immer noch eine gewisse Vorrang¬
stellung den anderen deutschen Territorien gegenüber ein.
Im Innern des Landes, besonders in der kurfürstlichen Haupt-
und Residenzstadt Mainz, erwuchs unter dem Wirken der
beiden letzten Kurfürsten, Emmerich Josef von Breidenbach
und Friedrich Karl von Erthal, Wohlstand und Wohlleben.
Unter den Faktoren, die diesen wirtschaftlichen Auf¬
schwung in der Stadt Mainz bedingten, lassen Sich drei als
besonders ausschlaggebend und charakteristisch hervorheben.
Der Mainzer Kurstaat lebte in tiefstem Frieden.1) Die
kriegerischen Wirren der vergangenen Jahrhunderte hatten
Mainz stark in Mitleidenschaft gezogen. Kaum waren die
Spuren des dreissigjährigen Krieges mit seiner nacheinander-
folgenden Besetzung der Stadt durch die Schweden, Fran¬
zosen, Spanier und Deutschen verwischt, als Mainz im Jahre
1688 von den Franzosen abermals eingenommen und in den
folgenden Jahren von den Deutschen belagert und beschossen
wurde.2) In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts blieb die
Stadt und ihre Bevölkerung von direkten kriegerischen Ereig¬
nissen verschont, und so begann Mainz sich langsam zu er¬
holen. Seine Bevölkerung vermehrte sich und zählte nach
b Werner: Der Dom von Mainz III, S. 264 f.
b Werner: Der Dom von Mainz III, S. 81 ff. Klein: Geschichte von
Mainz während der ersten französischen Occupation 1792—1793 S. 7.