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der Widerstand der Handwerker betrachtet. Der letzte Haupt¬
abschnitt umfasst die Zeit von 1793 bis 1814. Er entwirft in
Ermangelung von Quellen gleichsam skizzenhaft ein Bild von
der Gestaltung des Zunftlebens in den letzten Jahren des Kur¬
staates und von den organisatorischen und wirtschaftlichen
Folgen der Zunftaufhebung.
Die Frage, mit der sich vorliegende Arbeit beschäftigt,
bringt es mit sich, dass auch den politischen Ereignissen der
damaligen Zeit Beachtung geschenkt werden musste, und sie
nehmen deshalb innerhalb der Untersuchung einen grossen
Raum ein. Doch sie werden stets nur in ihren Wirkungen
auf das Zunftwesen betrachtet, und es dürfte somit der wirt¬
schaftliche Charakter gewahrt bleiben.
Der erste Teil der Untersuchung gründet sich in der
Hauptsache auf die bis jetzt noch wenig benutzten Zunftakten
des Mainzer Stadtarchivs. Zur Zeit der Entstehung vorliegen¬
der Arbeit war dieses so überaus wichtige Quellenmaterial
nur unzulänglich geordnet und überhaupt noch nicht kata¬
logisiert. Wohl trugen die einzelnen Aktenbündel einen Titel,
der sich entweder auf eine Zunft oder auf eine die Zunft be¬
treffende Einrichtung bezog. Doch diese Ordnung war nur
scheinbar. Die Einheitlichkeit, die die Aufschrift versprach,
war in den Aktenbündeln selbst nicht gewahrt. Auch andere,
das Stichwort nicht betreffenden Aktenstücke fanden sich vor,
dazu kam noch, dass die Urkunden auch zeitlich völlig durch¬
einanderlagen. Infolge dieses Chaos wurde das Quellenstudium
äusserst erschwert, und der Zufall spielte bei dem Auffinden
verwendbarer Aktenstücke oft eine grosse Rolle. Wichtige
Urkunden, auf die in früheren Veröffentlichungen Bezug ge¬
nommen worden ist, waren überhaupt nicht mehr auffindbar.
Aus diesem Grunde musste sehr oft an die Stelle der direkten
Beweisführung die indirekte treten. Nachdem bekannt ge¬
worden war, dass Herr Bibliothekar Dr. Dertsch mit der Neu¬
ordnung und Katalogisierung der Zunftakten begonnen hatte,
wäre es unverantwortlich gewesen, die Arbeit dem Druck zu
übergeben. Denn sämtliche Hinweise verloren damit ihre
Gültigkeit, ein Auffinden und Nachprüfen der verwendeten
Aktenstücke wäre unmöglich geworden. Im April des Jahres
1929 hat Dr. Dertsch die mühsame Arbeit vollendet. Die
Mainzer Zunftakten sind nun in sachlicher und zeitlicher Hin¬
sicht vorbildlich geordnet. Die seitherigen Stichworte sind
verschwunden, und an ihre Stelle ist die Signatur getreten.
Auch in vorliegender Arbeit ist diese Änderung vorgenommen
worden, und es ist dadurch die Möglichkeit gegeben, jedes
mit Signatur und Datum angegebene Aktenstück sofort auf-
zufinden. Damit fiel auch die Notwendigkeit fort, Aktenstücke