Vorbereitendes
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Behauptungen im Vordersinn zum Ausdruck kommen, sind die Aussage -
oder Behauptungssätze. Man kann in der Logik die sprachlichen Behaup¬
tungssätze gar nicht umgehen, denn man hat sie erstens nötig, um die Urteile
zu fixieren, die man untersuchen will, und man kann zweitens die Unter¬
suchungen über bestimmte Urteile nicht mitteilen, wenn man die gemeinten
Urteile nicht in sprachlich angemessene Formen kleidet. Um so nachdrück¬
licher ist darauf hinzuweisen, daß weder die sprachlichen Sätze noch die Ver¬
bindung zwischen bestimmten sprachlichen Sätzen und bestimmten Urteilen
den eigentlichen Problemgegenstand der Logik bilden. Der ist vielmehr nur
in den ausgedrückten Urteilen gelegen. Um zu diesen zu gelangen, muß
man daher von den stützenden sprachlichen Sätzen zu den bestimmten, zu
untersuchenden, Urteilen hinüberkommen und nicht an den Sätzen hängen
bleiben. Und um dies mit voller Besonnenheit ausführen zu können, muß
man die Verschiedenheit zwischen den sprachlichen Sätzen und den ihren
Sinn bildenden Urteilen klar erkannt haben.
2. Die Verschiedenheit von Satz und Urteil
Der sprachliche Behauptungssatz besteht aus einzelnen Wörtern, die selbst
wieder aus einzelnen Buchstaben bestehen. Er ist ein sprachliches Gebilde
aus diesen Elementen. Das in dem Satz zum Ausdruck gebrachte Urteil
dagegen besteht niemals aus Wörtern, und die Elemente des Urteils, die
Begriffe, bestehen niemals aus Buchstaben. Dagegen besteht das Urteil aus
Begriffen, die niemals Bestandteile eines sprachlichen Satzes bilden.
Übrigens erweist sich die Verschiedenheit von Satz und Urteil schon darin,
daß mit einem und demselben Satz in verschiedenen Fällen sehr verschiedene
Urteile zum Ausdruck gebracht werden können. Dem entspricht, daß auch
ein und dasselbe Urteil in verschiedenen Sätzen, zum mindesten in verschie¬
denen Sprachen kundgegeben werden kann. Können aber Satz und Urteil
unabhängig voneinander variieren, so sind sie notwendig voneinander ver¬
schieden.
Sprachliche Behauptungssätze lassen sich ganz gedankenlos bilden und
vernehmen, ohne daß irgendwelche Urteile dabei vollzogen werden. Dies
wäre natürlich unmöglich, wenn Behauptungssätze selbst schon Urteile
wären. Andererseits gibt es viele Fälle, in denen zwar Urteile, aber keine
Behauptungssätze gebildet werden: man hat das Urteil schon vollzogen, ehe
man den angemessenen sprachlichen Satz formt.
Wenn man trotzdem die sprachlichen Sätze selbst gelegentlich als wahre