Die sogenannte Quantität des Urteils und die möglichen Urteilsformen 123
gegenstände zu Subjektsgegenständen des Urteils gemacht sein. Mehrere
oder alle Heere eines bestimmten Umkreises, mehrere Völker oder alle Völker
auf der Erde können Gegenstände von Kollektivurteilen sein, die dann zu¬
gleich partikulare oder universale Urteile sind. Und schließlich können die
Kollektivurteile auch noch entweder Individuahxrieile oder ^riurteile sein.
Das soeben angeführte Kollektivurteil über diese Vogelschar ist ein indivi¬
duelles, das Kollektivurteil »Der Bienenschwarm besteht aus 690—1000
Drohnen, der Königin und 12—24 000 Arbeitsbienen« ist dagegen ein Art¬
urteil, und zwar ein solches, das die Art »im Normalfall« meint.
Nennen wir die Urteile, die nicht ein Kollektivum, sondern einen solitären
Gegenstand zum Subjektsgegenstand haben, im Gegensatz zu den Kollektiv¬
urteilen die Solitärurteile, so umfaßt die sogenannte Quantität der Urteile
also folgende vier sehr verschiedenen Urteilsunterscheidungen nach dem
Subjektsbegriff:
1. Die Unterscheidung in Singular- und Pluralurteile, je nachdem der
Subjektsbegriff einen oder mehrere Gegenstände zu Subjektsgegenständen
des Urteils macht.
2. Die Unterscheidung in Einzel-, Partikular- und Universalurteile, wenn
der Subjektsbegriff zunächst einen bestimmten Umkreis von Gegenständen
umgrenzt und dann entweder einen oder einige oder alle Gegenstände dieses
Umkreises zu Subjektsgegenständen des Urteils macht.
3. Die Unterscheidung in Individual- und Arturteile, je nachdem der
Subjektsbegriff einen individuellen oder einen generellen Gegenstand zum
Subjektsgegenstand des Urteils macht.
4. Die Unterscheidung in Solitär- und Kollektivurteile, je nachdem der
Subjektsbegriff einen solitären oder einen kollektiven Gegenstand zum Sub¬
jektsgegenstand des Urteils macht.
Zusatz: Die Universalurteile können in gewissen Fällen noch einen be¬
sonderen Sinn haben. Sie können nämlich von allen Gegenständen eines be¬
stimmten Umkreises deshalb etwas behaupten, weil und insofern sie diesem
Umkreis angehören. Das Urteil »Alle Körper sind ausgedehnt« bezieht sich
auf alle Gegenstände, die das Gemeinsame haben, Körper zu sein. Und es
behauptet von ihnen, daß sie ausgedehnt seien, sofern oder weil sie Körper
sind. Es enthält also in sich den Gedanken der Begründung seiner Univer¬
salität in demjenigen Charakteristikum, das der Subjektsbegriff zur Um¬
grenzung des gemeinten Umkreises von Gegenständen benutzt. Indem es
die Prädizierung des »ausgedehnt« auf das »Körpersein« stützt, deduziert es