5. Die ewige Dialektik und Problematik der Metaphysik 377
So im großen und ganzen die abmahnenden bzw. widersprechen¬
den Stimmen. Wir haben die Haupttypen dieser Einwände, ihre
Voraussetzungen, ihren Sinn und demgemäß auch das Maß ihrer
Berechtigung bereits eingehend erörtert (S. 57ff.). Denn jedes Ein¬
treten für die Metaphysik, wie es von der vorliegenden Arbeit ver¬
sucht wird, erfordert eine sorgfältige Auseinandersetzung mit diesen
Einwänden; es erfordert in erster Linie die deutliche Herausstellung
des Gewichtes ihrer Gegengründe gegen die Metaphysik. Es hat
sich ergeben, daß diesen Gegengründen eine durchschlagende Stich¬
haltigkeit nicht zukommt. Der ihnen allen gemeinsame Grundfehler
bekundet sich darin, daß sie der Metaphysik gegenüber nicht die
gebotene immanente Kritik treiben, sondern auf einen außermeta¬
physischen Standpunkt sich stellen. Damit werden sie von vorn¬
herein dem Begriff der Metaphysik nicht gerecht und haben es
natürlich leicht, die — angebliche — Unhaltbarkeit der Metaphysik
zu beweisen. Im Prinzip reden sie also an dem Wesen und Sinn
der Metaphysik vorbei. Doch das Eingehen auf diese Einwände hat,
abgesehen von der notwendigen Kritik an ihnen, auch noch den
wichtigen Vorteil einer Klärung und Begründung des Begriffs der
Metaphysik. Der ureigene Sinn, der mit diesem Begriff verbunden
ist, muß bei der Widerlegung und Abweisung der Einwände schon
darum genau erfaßt und vertreten werden, weil er die logische Vor¬
aussetzung für die Kritik an jenen Einwänden bildet. Ebenso wie
es nötig ist, die Metaphysik doch in erster Reihe aus ihr selber
heraus zu begründen und zu verstehen, so darf sie in ihrem Wesen
und in ihren Geltungsansprüchen auch nur von ihrem Begriff und
von dem Verständnis für die Eigenart und für die Autonomie dieses
Begriffes aus beurteilt werden. Andernfalls gelangen wir zu schiefen
Auffassungen und im Anschluß daran zu „Widerlegungen“, die sich
selber widerlegen. Auf alle Fälle kommt die Kritik an jenen Ein¬
wänden der Sicherung des Begriffs der Metaphysik selber in mehr
als einer Beziehung zugute (vgl. S.92ff.).
Ein nicht geringer Vorteil, den die Beschäftigung mit jenen an¬
geblichen Widerlegungen bietet, besteht endlich darin, daß die
Kritik an jenen Einwänden uns ein noch deutlicheres Bild des ewigen
menschlichen Kampfes um die Metaphysik liefert. Wir lernen an ihnen
jenen Kampf unter einer neuen Beleuchtung kennen. Wir sehen in
die Eigentümlichkeit seiner Voraussetzungen und seines Ganges
hinein, wir gewahren sozusagen seinen Pulsschlag und die ma߬
gebenden Antriebe dafür. Hier in dem gegenwärtig vorliegenden Zu¬