Full text: Grundlegung der Dialektik

1. Die Beanstandungen der Metaphysik 
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zeigte und zeigt die Metaphysik sich immer wieder darum bemüht, 
den Zugriff dieser Einwände abzuwehren und sich ihm zu entziehen. 
Aber mit demselben siegesgläubigen Selbstbewußtsein und mit der¬ 
selben hartnäckigen Entschiedenheit, mit denen sie sich jenen Ab¬ 
weisungen und den Bemühungen um die Fortdauer ihrer eigenen 
Existenz und um ihre Selbstrechtfertigung hingab, erstanden ihr, 
ganz gleich von welchen Voraussetzungen aus und unter welchen 
methodischen Leitideen diese Angriffe vorgenommen werden moch¬ 
ten, immer wieder neue, nicht weniger selbstbewußte und von dem 
Gelingen ihrer Absichten überzeugte Feinde. 
Im Reich des Denkens und der konkreten, positiven Forschung 
gibt es keine Möglichkeit, keine Gedankenform, keine Gedanken¬ 
richtung, keine Erkenntnismaxime, überhaupt keine Einstellung und 
keine weltanschauliche oder wissenschaftliche Folgerung, die nicht 
für die Versuche einer Widerlegung der Metaphysik benutzt worden 
sind. Nicht selten sind die Fälle, in denen ein geistreichelndes 
Spiel von Spott und Hohn mit ihr fertig werden zu können glaubte. 
Ist dieses Verhalten fast regelmäßig nur der Niederschlag eines bla¬ 
sierten und mondän tuenden Skeptizismus, so entfaltet sich in einer 
anderen Einwandgruppe der Ausbruch einer ernsten Entrüstung. Als 
bedrohe die Metaphysik mit ihrer — angeblichen — Mystik den ge¬ 
sunden Menschenverstand, als verführe sie zu nichtssagenden Re¬ 
densarten und zu dem gefährlichen Glauben an die Existenz will¬ 
kürlich konstruierter Wesenheiten, deren Dasein und Geltung auf 
nichts anderem als auf der haltlosen Verdinglichung leerer Worte 
und Begriffshülsen beruhe. Die Einwände, die unter der Führung 
dieser Motivierung vorgebracht werden, sind sehr alt; sie sind aller¬ 
dings auch sehr oft widerlegt worden. Aber sie scheinen doch ein 
sehr zähes Leben zu haben, und es ist ganz angebracht, sich mit 
ihnen allen Ernstes auseinanderzusetzen. Für sie spricht nicht nur 
die wissenschaftliche Einkleidung, in der sie sich geben, sondern 
auch eine sehr beachtenswerte kritische Gesinnung. Für sie spricht 
die — scheinbare — Sachlichkeit und Kälte einsichtig begründeter 
und begrifflich entwickelter Widerlegungsbeweise. 
Andere Gruppen von Ablehnungen der Metaphysik hingegen 
sind nur Zeugnisse leicht durchschaubarer Mißverständnisse. Diese 
Mißverständnisse kommen aus den verschiedensten Quellen. Eine 
nicht selten anzutreffende Quelle ist eine gewisse gedankliche Leicht¬ 
fertigkeit, die es bewußt oder unbewußt verabsäumt, sich in die Be¬ 
deutung der Metaphysik mit der erforderlichen Strenge hinein- 
Liebert, Dialektik. 22
	        
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