Full text: Grundlegung der Dialektik

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IV. Die Metaphysik der Dialektik 
und nicht andere, die für die Lösung eines Problems aufgeboten 
werden, daß gerade in diesen und nicht in anderen Begriffen die 
Formulierung des Problems und der Ansatz zu seiner Behandlung 
erfolgen, das läßt sich nicht ausschließlich aus einer übergeordneten, 
rein sachlichen Einheit und rein theoretischen Allgemeingültigkeit 
metaphysischer Grundeinstellungen und Grundformen ableiten und 
erklären. 
Auf diese ganze Richtung der philosophischen Arbeit üben die 
Faktoren der persönlichen Bildung und Interessiertheit, der Be¬ 
gabung und Schulung, des Geisteszustandes und der Geistestendenz 
des Zeitalters bis hinein in die Intimität freundschaftlicher Wechsel¬ 
anregungen und gelegentlicher Bekanntschaften einen oft ausschlag¬ 
gebenden Einfluß. Die „reine“ Vernunft, auf die die Philosophie 
sich so oft beruft, erweist sich bei näherer Betrachtung doch vielfach 
durchwirkt und bestimmt von historischen und somit relativ gültigen 
Trieb- und Formkräften, ja oft sogar von rein individuellen Stim¬ 
mungslagen und ethisch oder ästhetisch oder religiös gefärbten Ge¬ 
sinnungseigentümlichkeiten. Es läßt sich nicht in Abrede stellen, 
daß auch persönliche Wünsche und Sehnsüchte auf die Gestaltung 
der Problemlösung einwirken, mögen das nun Gemütsäußerungen 
aus der Seele des Philosophen oder aus der Seele seiner Zeit sein. 
Unter der Herrschaft des Hellenismus wurde z. B. das Seinsproblem 
oder das Gottesproblem nicht nur anders bewertet als etwa während 
der Scholastik und der in einem bestimmten dogmatischen Glauben 
verwurzelten Herrschaft der mittelalterlichen Kirche, es wurde im 
Prinzip und von Anfang an anders gefaßt und schon im Ausgangs¬ 
punkt dieser Fassung einer bestimmt vorgezeichneten Entscheidung 
entgegengeführt oder besser: entgegengezwungen. Jedes Zeitalter 
trägt, wie der einzelne Mensch, in seinem Wesen streng ausgebaute 
Geistesfurchen, bewegt sich in seiner Haltung und in seinem Verhalten 
auf allgemeinen Bahnen, die ihre Natur dann in der Vorliebe für 
gewisse, allgemein anerkannte Begriffe, Urteils- und Beurteilungs¬ 
formen deutlich bekunden. 
Hätten wir es bereits an dieser Stelle mit einer Phänomenologie 
und Typologie der philosophischen Lösungen, d. h. der Grundformen 
und Grundgesetzlichkeiten, in denen diese Lösungen sich aussprechen, 
zu tun, so würden wir schon jetzt dem Wesen dieser beiden Haupt¬ 
bildungsfaktoren, dem absoluten Vernunftfaktor und der Mannig¬ 
faltigkeit nur relativ gültiger Formungsbedingungen, sowie der Span¬ 
nung zwischen diesen Faktoren und den Ergebnissen aus dieser
	        
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