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Fig. 14 Zecca in Venedig
§ 55
Die Gewölbe der Hochrenaissance
Die vielleicht größte Neuerung, welche das Detail des Innern erleidet,
liegt in den schönen Scheinformen der Gewölbe, welche mit Hilfe der
Stukkatur und zum Zwecke derselben sowie der Bemalung eingeführt
werden. Die Renaissance gibt jetzt das Gewölbe rein in den Dienst des
Schönen.
Das Nähere siehe unten bei Anlaß der Dekoration. - Erst mit der
Vervollkommnung des Stukko (§ 174) werden die großen, reich kas-
settierten Gewölbe mit voller altrömischer Pracht der Profilierung
möglich.
Das Tonnengewölbe mit vollem Radius, ja überhöht (§ 48), wird
zugestanden und als solches dekoriert besonders in Mittelschiffen von
Langkirchen (§ 76, 77).
Das niedrigere, halbelliptische dagegen, wie es zumal in Sälen und Ga¬
lerien vorkommt, wird jetzt oft einer Scheinform untertan: es erhält
in der Mitte eine Fläche (specchio) oder eine Aufeinanderfolge von Flä¬
chen; die Enden der von beiden Seiten her einschneidenden Kappen
berühren den Rahmen derselben.
In der Sixtinischen Kapelle, einem Bau des 15. Jahrhunderts, ist die
konstruktive Form des Tonnengewölbes noch völlig sichtbar, und die