Full text: Die Baukunst der Renaissance in Italien

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zwar reichen, aber schon zweifelhaft gewordenen Gotik herausgekom¬ 
men wären. 
An den Palastfassaden war eine Einschränkung der antiken Formen 
schon vorgeschrieben durch die notwendig zarte, aus kleinen Teilen be¬ 
stehende Gesimsbildung. Auf Pilaster, deren Größe sich doch hätte nach 
der Höhe der Stockwerke richten müssen, verzichtete man gerne. 
Überhaupt wäre jede stren¬ 
gere antiquarische Logik hier 
vom Übel gewesen. 
Bei den Palästen von Bo¬ 
logna gehören die Erdge¬ 
schosse zu den fortlaufenden 
Straßenhallen; für ihre back¬ 
steinernen Säulen mit den 
reichen, fröhlichen Sand¬ 
steinkapitellen irgend eine 
bestimmte dorische oder ko¬ 
rinthische Proportion zu ver¬ 
langen, wäre Torheit; schon 
das Auge würde bei der 
Größe der Intervalle durch 
eine zu schlanke Bildung nur 
beunruhigt werden. 
(Man mußte ohnehin sol¬ 
che Backsteinsäulen später 
oft zu Pfeilern verstärken; 
Serlio L. VII, p. 156 be¬ 
schreibt das Verfahren. Wo 
die Mittel reichten, ersetzte 
man sie auch wohl im Laufe 
der Zeit durch Marmorsäu¬ 
len, so 149 5 in einem Kloster¬ 
hof zu Ferrara; Diario ferrar. 
Fig. 8 Pal. Fava in Bologna, Fassade (Nohl.) bei Murat. XXIV, Col. 314.) 
Die Archivolten der Bogen sind reich, aber nicht sonderlich antik 
profiliert; über einem Sims folgen die (im Backstein sehr vorherr¬ 
schend) rundbogigen Prachtfenster mit ihrem Palmettenschmuck oben 
und auf den Seiten; über einem zweiten Sims in der Regel ein Fries 
mit kleinen Fenstern und dann das Kranzgesimse aus lauter kleinen 
und dichtstehenden Konsolen. 
So ist über eine meist glücklich eingeteilte Fassade an den gehörigen 
Stellen und mit weiser Ökonomie ein gleichartiger Reichtum von Zier¬ 
formen ausgebreitet, alles innerhalb Eines liebevoll behandelten monu¬ 
mentalen Stoffes.
	        
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