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bald man die Halle wölbte (wie Alberti a. a. O. doch auch verlangt),
hatte das gerade Gebälk keinen Wert mehr; es machte das Gewölbe
nur dunkel und war dabei nicht tragfähig. Denn auf die Weite der Inter¬
valle konnte man doch nicht verzichten. Es blieb beschränkt auf ober¬
ste Stockwerke von Hallen, wo es dann meist von Holz konstruiert
wurde und eine hölzerne Flachdecke trug.
In der höhern Kunst wird das gerade Gebälke bisweilen angewandt
zur Erzweckung eines Kontrastes mit den Bogen.
Brunellesco unterbricht an der Vorhalle der Capella de’ Pazzi bei
S. Croce in Florenz, Giuliano Sangallo am Klosterhof von S. M. Mad-
dalena de’ Pazzi höchst wirkungsreich das gerade Gebälk durch Einen
großen Bogen in der Mitte.
Sehr im großen und majestätisch wirksam: an Vasaris Uffizien das
Versparen des Bogens auf den hintern Durchgang.
Bramantes (nicht ausgeführtes) drittes Stockwerk um den großen
vatikanischen Hof, eine offene Säulenhalle mit geradem Gebälk und
oblongen Mauerflächen darüber, als Kontrast gedacht zu den Bogen
und Pfeilermassen der zwei unteren Stockwerke. d’Agincourt, Archit.
T. 57.
In kleinen Dimensionen, wo die antiken Intervalle leicht zu behaup¬
ten waren, findet sich bisweilen eine anmutige und strenge Anwen¬
dung des geraden Gebälkes; Hof des Pal. Massimi in Rom, von Pe-
ruzzi; das Tonnengewölbe erhellt durch Öffnungen, welche nach der
Lichtseite durchgebrochen sind.
Fig. 2 Basilika zu Vicenza