Full text: Die Baukunst der Renaissance in Italien

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Battista da Sangallo, Bruder des im § 27 genannten, hinterließ Er¬ 
läuterungen, deren Herausgabe unterblieb; Vasari X,p. 21, v. di Ant. 
Sangallo. Über die Bemühungen des florentinischen Chorherrn Gio. 
Norchiati siehe Vasari XII, p. 234, Nota, v. di Michelangelo. 
§ 29 
Die spätem Vitruvianer 
Im Jahre 1542 trat in Rom die vitruvianische Akademie zusammen, 
welche es indes nicht weit über ein kolossales Programm hinaus brachte. 
Die in dieser Richtung eifrigsten Bauherrn waren damals reiche Vene¬ 
zianer. Zu der Abnahme dieses Fanatismus trugen die Werke und auch 
die Worte Michelangelos nicht Weniges bei. 
Der Verein und das Programm: Lettere di Claudio Tolomei, ed. Ve- 
ne%. 15895/0/. 103 ss. - Dettere pittoriche II, 1 samt Bottaris Anmer¬ 
kung. - Über Kardinal Marcello Cervini, spätem Papst Marcellus II., 
ein Hauptmitglied, vgl. Ranke, Päpste I, S. 281, 502; Vasari XII, 
p. 132, v. di T. Zucchero, und X,/. 81, im Kommentar zu v. di Antonio 
Sangallo, welcher ein Bad im antiken Stil für den Kardinal entwarf, 
siehe unten. 
Den besten Gewinn mag der damals noch junge Vignola gehabt 
haben, der im Dienst der Akademie noch einmal die Ruinen von Rom 
vermaß. 
In Venedig beseitigte Jacopo Sansovino die Frührenaissance als an¬ 
geblicher Vertreter der strengem vitruvischen Richtung; diese wurde 
gerühmt sowohl an seinen Privatpalästen als an seiner Biblioteca. Bei 
Anlaß der Ecke des Gebälkes (vgl. § 5 3) der untern dorischen Ord 
nung der letztem geriet aber das ganze antiquarische Italien in Be¬ 
wegung; Kardinal Bembo schickte die Lösungen verschiedener Bau¬ 
kenner ein, und auch Tolomei, der Sekretär der vitruvianischen Aka¬ 
demie, gab im Namen derselben eine Meinung ab; allein Sansovino 
hatte schon eine Lösung bereit, durch welche er Alles zufriedenstellte. 
Vasari XIII, p. 84, v. di Jac. Sansovino; - Franc. Sansovino (Sohn des 
Meisters), Veneopa, foL 44 und 113, wo die Geschichte nicht ohne Über¬ 
treibung erzählt wird. 
Michelangelos Bestreben, »die Ketten und Schlingen wieder zu zer¬ 
reißen«, welche die Baukunst sich anlegen ließ; man wurde inne, daß 
er sich überhaupt »weder auf ein antikes noch auf ein modernes archi¬ 
tektonisches Gesetz verpflichtet halte«. Bei Anlaß seines schönsten Ent¬ 
wurfes von fünfen für S. Giovanni de’ Fiorentini in Rom sagte er 
selbst: »Weder Römer noch Griechen haben in ihren Tempeln etwas 
Ähnliches erreicht.« Vasari XII,/. 205, 239, 265, v. di Michelangelo; sein 
Hohn über einen vornehmen Vitruvianer, p, 280. 
Er befreite die Kunst mehr als gut war. Sie hatte vielleicht keine 
einzige wahrhaft große Kombination eingebüßt gehabt aus Rücksicht
	        
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