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Merkwürdigerweise war doch Serlio (Architettura, ed. Vene^. 15 84,
p. 69) um 1540 durch einen bloßen historischen Schluß zu der An¬
nahme gelangt, daß die Griechenbauten die römischen weit übertroffen
haben müßten.
Rom, welches selber kaum Einen großen Künstler liefert, wird seit Be¬
ginn des 15. Jahrhunderts von allen namhaften Architekten einstweilen
des Studiums wegen besucht; unter den Päpsten von Nikolaus V. an
( § 7) wird es dann eine Hauptstätte der ausübenden Baukunst.
Daß Rom auf allen geistigen Gebieten beinahe keine einheimischen
Zelebritäten aufzuweisen hat, liegt zum Teil an der Malaria und an den
starken Schwankungen der Bevölkerung gerade in den entscheiden¬
den Kunstzeiten, zum größten Teile aber an dem von Jugend auf ge¬
wohnten Anblick des häufigen Parvenierens durch Protektion. Flo¬
renz hatte eine gesunde, nicht einschläfernde Luft und eine große Ste¬
tigkeit gerade in denjenigen Familien, welche die großen Künstler er¬
zeugten; auch war man von Jugend auf gewohnt, den Genius und die
Willenskraft siegen zu sehen.
Außerdem kommt, wenn man billig sein will, in Betracht, daß das
kräftige 14. Jahrhundert, welches im übrigen Italien den Grund zu der
ganzen seitherigen Kultur legte, für Rom nicht vorhanden war. Ohne
das avignonesische Exil würde Rom damals eine ganz andere Stelle
im Geistesleben der Nation eingenommen haben, und zwar dauernd.
Von Urban IV. bis auf Bonifaz VIII. war in Rom eine sehr bedeutende
künstlerische Tätigkeit gewesen; merkwürdigerweise ließen dann auch
die avignonesischen Päpste, obwohl Franzosen, italienische Künsder
und Kunstwerke kommen; Vasari II, p. 131, v. di Orcagna, u. a. a. O.
§ 26
Studien des 1 /. Jahrhunderts nach den römischen Bauresten
Gleichzeitig mit den gelehrten Antiquaren Poggio, Blondus, Aeneas
Sylvius u. a. und wohl nicht ohne Berührung mit denselben beginnen die
Aufnahmen der Architekten in Rom und der Umgegend.
Der allgemeine Ruinenkultus, vgl. Bd. »Kultur der Renaissance«
dieser Ausgabe, S. 128 ff.
Brunellescos Vermessungen in Gesellschaft Donatellos, schon vor
1407, wobei sie als Schatzgräber galten und als Goldschmiede sich
durchbrachten; sein zweiter und dritter Aufenthalt, letzterer bis 1420.
Sein Hauptstudium die römische Bautechnik, der struktive Organis¬
mus, zumal der Gewölbe; doch auch »die musikalischen Proportio¬
nen« der antiken Bauten, und, wie der Erfolg zeigt, die ganze For¬
mensprache, die er groß und frei aüffaßte. Vasari schöpft hier wesent¬
lich aus der vita anonima di Br., ed. Moreni,p. 15 2 (wenn diese älter ist).